Trockenes Jahr 2018Die Spree fließt wieder vorwärts
In den vergangenen Monaten stand die Spree in Berlin nicht nur, sie floss teils sogar rückwärts. Jetzt fließt sie wieder so wie sie es eigentlich tun soll: nämlich vorwärts. "Die Situation hat sich entspannt", sagt Derk Ehlert, Umweltexperte der Stadt Berlin und Pressereferent bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Aber die Hauptstadt könnte noch mehr Regen gebrauchen.
Der Sommer 2018 war extrem trocken. Eine der Folgen war, dass die Berliner Spree zu wenig Wasser hatte. So wenig, dass der Fluss stand und teils sogar rückwärts floss.
Die Spree habe ohnehin nicht viel Wasser, so Derk Ehlert. Er ist Umweltexperte der Stadt Berlin und Pressereferent bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Der Niederschlag sei in der Berliner Region generell relativ gering. "Wenn dann wie in 2018 so wenig Regen fällt, ist klar, es reicht irgendwann nicht, und das Wasser fängt an zu stehen", sagt Derk Ehlert. 2018 sei die Hälfte der üblichen Regenmengen gefallen.
"Wer den Rhein, die Oder oder den Main kennt, für den ist die Spree so ein dahin dümpelnder Fluss."
Dass die Spree kein reißender Fluss ist., das ist klar. Deshalb wird in Berlin und Brandenburg seit Jahrzehnten gestaut. Dafür werden Wehre, Schleusen und auch Stauseen genutzt. Aber 2018 half auch das nichts mehr.
Die Spree sorgt für das Trinkwasser in Berlin
Für Berlin war das auch ein besonderes Problem, weil die Spree dort für das Trinkwasser sorgt. "Berlin ist eine der wenigen Großstädte Europas, wo das Trinkwasser für 3,6 Millionen Menschen aus den eigenen Flächen des Landes bezogen wird", sagt Derk Ehlert. Genau deshalb braucht die Stadt aber auch eine fließende Spree.
Die Situation hat sich aber entspannt. Die Stauseen in Sachsen und Brandenburg füllten sich langsam wieder, so Derk Ehlert. Trotzdem sei noch mehr Regen gut. "Wir könnten den ganzen Winter über Regen haben," sagt der Umweltexperte.
Sulfatbelastung aus den Braunkohle-Gebieten
Aber Berlin hatte 2018 nicht nur mit der stehenden Spree probleme, sondern auch mit sulfathaltigem Wasser aus den Braunkohle-Gebieten kämpfen. "Durch den Abbau wird das Wasser mit Sulfaten belastet. Und das kriegt Berlin eben ab", sagt Derk Ehlert. Damit die geltenden Richtwerte bezüglich des Sulfatgehalts eingehalten werden, muss das Wasser aus den Braunkohle-Gebieten entsprechend gemischt werden. Eben mit Wasser, das nicht belastet ist.
Und das ist nicht einfach, wenn zu wenig Regen fällt. Im Sommer 2018 sei im Durchschnitt weniger Regen gefallen als in Steppenlandschaften, so Derk Ehlert.
"Wir hatten in Berlin im Jahr 2018 400 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter. Im Vergleich: Der Durchschnitt in der Steppe liegt bei 370 Millimeter."
Üblicherweise hat Berlin im Schnitt einen Niederschlag von knapp 600 Millimeter pro Quadratmeter. In Hamburg sind es 1.000 Millimeter. 2018 waren es in Berlin nur 400 Millimeter.
Derk Ehlert glaubt, dass Berlin auch künftig ein Wasserproblem haben wird. Denn die extreme Trockenheit von 2018 werde wohl keine Ausnahme gewesen sein. "Wir sind mitten in einer Klimaveränderung", sagt Derk Ehlert.
- Der Wald, der Mensch und der Klimawandel | Der Sommer 2018 war extrem: Enorme Hitze und Trockenheit haben Bäume frühzeitig herbstlich aussehen lassen - braun gefärbte Blätter und raschelndes Laub statt sattem Grün. Und auch Waldbrände gab es dieses Jahr in Deutschland. Der Waldökologe Harald Bugmann untersucht, wie der menschengemachte Klimawandel die Wälder verändert und welche Folgen das hat. Ein Hörsaal.
- Trockenheit ohne Ende, Rekordtiefstände in Flüssen | Am Rhein und in vielen anderen Flüssen werden Rekordtiefstände gemessen. Nach dem trockenen und heißen Sommer folgt jetzt ein ebenso trockener Herbst. Und noch ist kein Regen in Sicht.