ExistenzgründerDurchhalten statt Löwennummer
Die Höhle der Löwen feiert Quotenrekorde und trendet bei Twitter. Wir machen den Reality-Check mit den Jungunternehmern Tobias und Erwin: Wie geht Gründen ohne Maschmeyer und TV-Glamour?
Fünf Investoren aka "Löwen" sitzen in der VOX-Show "Die Höhle der Löwen", um über den nächsten Unternehmens-Pitch zu entscheiden. Von Instant-Smoothies, Desinfektionssticks oder einem Wundermittel gegen den Dönermief ist alles dabei. Als Prämie winkt ein Investor, der aus der Idee ein Geschäftsmodell macht. Und dann am besten einen Erfolg. Tobias Hastenteufel und Erwin Schens haben die Existenzgründung gerade hinter sich - allerdings ohne TV-Unterstützung.
"Bei Null anfangen"
Gemeinsam mit ihren Geschäftspartnern, ehemaligen Kommilitonen, haben sie eine Software entwickelt: Mit ihr können beispielsweise Asthma-Patienten mit dem Smartphone Messwerte erfassen und von daheim zum Arzt schicken. Direkt nach dem Informatikstudium sind beide gestartet. Ahnung vom Business mussten sie sich erst einmal drauf schaffen. Und Investoren finden. Das ist ohne TV-Show tatsächlich eine intensive Aufgabe.
"Was mir fehlt: Viele gehen da hin und denken, sie haben die Millionenidee. Sie sehen gar nicht, dass hinter dieser Idee ja viel mehr steckt. Selbst wenn man schon einen Prototyp hat, kann man davon ausgehen, dass der nicht marktreif ist."
Und danach fängt die eigentliche Arbeit erst an. Am Produkt muss gefeilt werden, oft haben die Investoren auch ein Mitspracherecht. Und so ganz nebenbei müssen dann neben dem eigentlichen Business noch allerhand Formalitäten geklärt werden: Notar, Anwälte, Buchhaltung und Steuer, Mitarbeiter, Werbung, den Service ständig weiterentwickeln und und und. Verdammt viel zu tun.
"Die Idee ist nicht alles, die Idee ist aus meiner Sicht vielleicht 20 Prozent. Der Rest ist einfach harte Arbeit."
Tobias sagt: "Wenn man gründet, muss man tatsächlich bei null anfangen. Und auch darauf muss man eingestellt werden." Beim Big Bang in der TV-Show wird dieser Teil ausgeblendet.
Und noch ein Punkt ist für Tobias und Erwin wichtig bei der Gründung - eben weil es verdammt stressig wird. Seine Partner, Kollegen und Investoren sollte sich auch der Gründer sehr gut aussuchen. Schließlich ist das das Team, mit dem man eine ganze Weile zusammenarbeiten muss. Und auch die Saure-Gurken-Zeit überstehen muss.
"Das ist der Schlüssel, wie ein Unternehmen groß werden kann: Indem das Team von Anfang an passt und man einander vertrauen kann."
Längst nicht alle der tollen Ideen und coolen Leute schaffen es übrigens nach der Show, ihr Produkt wirklich auf den Markt zu bringen. Denn nicht nur in den ungesendeten Minuten, auch im Nachklapp der Show steht noch jede Menge Verhandlungsarbeit an. Bei knapp 75 Prozent der zunächst erfolgreichen Pitches platzte der Deal dann doch. Und dann beginnt für den Gründer die Arbeit von neuem,