Ex-Wohnungsloser über den WinterDominik Bloh: "Ich fühlte mich unsichtbar"
Lange Zeit war Dominik Bloh wohnungslos und lebte auf der Straße. Er erzählt, wie es sich anfühlte, im Winter ignoriert zu werden und welche Reaktionen er sich von vorbeigehenden Menschen gewünscht hätte.
Wenn Dominik Bloh an die Zeit denkt, in der er auf der Straße gelebt hat, dann denkt er auch an die unzähligen Menschen, die mit gesenktem Blick an ihm vorbeigegangen sind. Besonders schlimm sei das an kalten Herbst- und Wintertagen gewesen, erinnert er sich.
"Ich habe mir immer mehr Aufmerksamkeit gewünscht. Ich fühlte mich, als wäre ich unsichtbar – gerade an Wintertagen. Da braucht man ein bisschen Wärme."
Wohnungslose haben oft wenige Kontakte
"Wir müssen Teil von etwas sein. Das hilft daran zu glauben, dass da noch jemand ist, der sich für einen interessiert."
Bloh ist der Meinung, dass sowohl kleine als auch große Gesten beim Gegenüber etwas bewirken. "Manchmal kann das jemanden Hoffnung spenden und der schönste Moment des Tages sein", sagt er. "Wir verplempern manchmal so viel Zeit mit Unsinn. Da kann man sich auch mal ein paar Minuten für eine Person nehmen, die sonst wenig Kontakt mit anderen hat."
Geld und Körperpflege sorgen für Gefühl der Selbstbestimmung
"Wenn man auf der Straße lebt, dann hat man fast nichts mehr. Was einem bleibt, ist Selbstbestimmung. Die möchte ich jedem überlassen."
Zudem fährt der ehemalige Wohnungslose inzwischen mit einem Duschbus durch Hamburg. "Wir haben einen Bus, wie man ihn aus dem öffentlichen Nahverkehr kennt, umgebaut. Der hat jetzt drei voll ausgestattete Badezimmer – eins davon barrierefrei", erklärt er. "Für Menschen auf der Straße ist es so schwer, sich waschen zu können. Es gibt zu wenig Möglichkeiten." Dominik Bloh sieht in der Körperpflege ein menschliches Grundbedürfnis. "Jeder sollte das Recht haben, sich duschen zu können."