EvolutionsbiologieÜber das Ich als illusionäres Selbstkonzept
"Ich denke, also bin ich" - so der allumfassende Spruch von René Descartes. Evolutionsbiologe Hans Werner Ingensiep zieht ihn in Zweifel: "Das Ich ist ein illusionäres Selbstkonzept. Nicht mehr und nicht weniger"
Ich, ich, ich. Das kleine Personalpronomen kommt uns leicht über die Lippen. Aber wen oder was meinen wir, wenn wir es verwenden? Den Pressesprecher unseres Gehirns? Ein Zufallsprodukt der Evolution? Ein triebgesteuertes Säugetier, dem per Naturgesetz diktiert wird, dass es Sex, Schokolade und Schlaf braucht?
"Das Ich ist ein illusionäres Selbstkonzept. Nicht mehr und nicht weniger."
Das sagt Hans Werner Ingensiep. Er ist Philosoph und Biologe. Deshalb kann er bei uns im Hörsaal den Bogen spannen von Immanuel Kant beim Denken am Schreibtisch bis zum Bonobo beim Essen im Urwald.
"Das "Ich" ist der Pressesprecher des Gehirns."
"Ich, Darwin, freier Affe" heißt Hans Werner Ingensieps Vortrag, den er am 22. Februar 2014 beim Einstein Forum in Potsdam gehalten hat.