Evolution bei Pflanzen und TierenTurbo-Darwin in der Stadt
In der Großstadt geht alles etwas schneller als auf dem Land. Auch die Evolution. Bei Tieren und Pflanzen zumindest.
Warum sich Tiere und Pflanzen in der Stadt so extrem schnell an ihre Umgebung und die vorgefundenen Verhältnisse anpassen können, liegt unter anderem daran, dass es Nischen gibt, die von ihnen besetzt werden können. Sprich: Ihnen bietet sich neuer Lebensraum. Ein Beispiel sind die U-Bahn-Mücken aus London.
Mücken wandern in den Untergrund
Diese Mücken haben vor 150 Jahren noch oberirdisch gelebt und nur Vögel gepikst. Irgendwann hat sich aber eine Population im Untergrund eingenistet. Diese Tiere haben offensichtlich gemerkt, dass Menschenblut im Underground ja auch ganz gut schmeckt und sind dort geblieben. In der ganzen Zeit haben die Mücken ihre Fortpflanzungsrituale geändert, ihr Verhalten und auch genetisch lassen sich die Veränderungen nachweisen.
"Die Evolution geht sogar noch weiter. An den drei Bahnlinien Central, Bakerloo und Victoria unterscheiden sich die Mücken in ihrer DNA."
Diese Entwicklung der Mücken in der Londoner U-Bahn - innerhalb von 150 Jahren - ist für Evolutionsmaßstäbe wahnsinnig schnell.
Ein Beispiel, bei dem Veränderung noch schneller geht, als bei den Mücken, kommt vom Löwenzahn - oder Pusteblume. Der Löwenzahn hat ja diese Fallschirmsamen, die Kinder gerne in die Luft pusten. In der Stadt ist das nur leider nicht so effektiv, wenn diese Samen allzu weit fliegen, da sie häufig auf Asphalt landen, wo sie nicht wachsen können. In Frankreich wurde nun Löwenzahn beobachtet, dessen Samen so schwer sind. dass sie dort runterfallen, wo sie eh wachsen. Diese Entwicklung hat nur zwölf Jahre gedauert.
Durch Mutation immun gegen Gift
Menno Schilthuizen ist Evolutionsbiologe aus den Niederlanden. Er sagt: "Je größer der Vorteil, desto schneller kann die Evolution voranschreiten. Wenn sich bei einer Art nur ein Merkmal verändert, das aber viel bringt, dann kann das in ein paar Jahren passieren." Und in Städten ist der Druck, sich anzupassen, einfach sehr groß. Viele Tiere ernähren sich ja inzwischen von unserem Müll, der aber teils giftig ist.
In New Yorker Parks zum Beispiel leben Mäuse, die Dank Genunterschieden mit schimmeligem Essen, Schwermetallen und Fast Food ganz gut klarkommen. Oder an der US-Ostküste weiß man von Fischen, die in Häfen herumschwimmen, die mit tödliche Mengen PCB verseucht sind und dagegen aber schon durch Mutation immun sind. Anpassungsleistungen wie diese gibt es überall auf der Welt.
"Städte haben vieles gemeinsam: Verkehr, Lärm, künstliches Licht, viel fettiges und kohlenhydratreiches Essen und die Temperaturen sind recht mild. An diese Voraussetzungen von Städten weltweit passen sich die Tiere auch ähnlich an."
Die Beispiele klingen alle hart - nach dem Motto: Der Mensch verdreckt die Umwelt und die Tier- und Pflanzenwelt muss sich daran anpassen. Aber diese Entwicklung hat nicht nur negative Aspekte. Nachweislich sind Vögel aus der Stadt schlauer als die vom Land. Sofern sie mit Menschen in Kontakt kommen, seien sie sogar neugieriger und toleranter und könnten Probleme besser lösen, so Schilthuizen.
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