EU-UrheberrichtlinieDeutsche Wikipedia geht aus Protest offline
Ende März will das EU-Parlament die neue EU-Urheberrichtlinie beschließen. Um das zu verhindern, hat die deutsche Wikipedia eine ungewöhnliche Maßnahme beschlossen: Am 21. März geht die Plattform für 24 Stunden vom Netz.
Die Abschaltung gilt nur für den 21. März. Trotzdem sei der Schritt äußerst ungewöhnlich und eine klare Ansage, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Andreas Noll. Vor sieben Jahren war auch die englische Wikipedia schon mal offline – aus Protest gegen eine Urheberrechtsreform in den USA. "Offline gehen" stimmt allerdings nicht ganz: Statt Artikeln wird man am 21. März ein Banner sehen, in dem sich Wikipedia mit der Urheberrechtsreform auseinandersetzt.
Umstrittene Artikel 11 und 13
In Europa ist das freie Internet in Gefahr. So sehen das im Moment viele. In Russland haben am 10. März mehrere Tausend Menschen gegen die Pläne der Regierung demonstriert, 2020 das Internet von der internationalen Infrastruktur abzukoppeln. In der EU sind die Pläne zwar deutlich weniger radikal, aber auch hier fürchten viele User um die Freiheit im Netz. Stein des Anstoßes sind vor allem Artikel 13 und Artikel 11 der neuen EU-Urheberrichtlinie.
"Wikipedia kritisiert vor allem die neuen Haftungsregeln für Plattformen in Artikel 13 und das Leistungsschutzrecht in Artikel 11."
An die User werde die klare Aufforderung gerichtet, Druck auf die EU-Abgeordneten auszuüben und sich an den EU-weiten Großprotesten am 23. März zu beteiligen, so Andreas Noll.
Autoren: Reform kann dem Wikipedia-Modell schaden
Das Lexikon ist eigentlich unpolitisch, positioniert sich in diesem Fall aber sehr deutlich. Der Grund: Die Wikipedia-Autoren seien mehrheitlich der Meinung, die Reform könne auch dem Wikipedia-Modell schaden. Das ist erstaunlich, zumal die Wikipedia von den verschärften Regeln ausdrücklich ausgenommen wird. Zwei Juristen der Organisation sehen aber zum Beispiel Probleme bei den großen Linksammlungen unter Wikipedia-Artikeln. Diese Links könnten nämlich womöglich nicht vom Leistungsschutzrecht gedeckt sein. Außerdem sieht man die Gefahr, dass die Reform generell die Arbeit an Online-Enzyklopädien erschwert.
"Die Wikipedia ist in Sorge, dass die Reform den freien Fluss von Informationen behindert."
Mehr als 200 Wikipedia-Autoren haben sich an der Abstimmung über die Reform beteiligt. Sie betonen durchaus auch positive Seiten, etwa den Schutz von gemeinfreien Werken.
Protest nimmt an Fahrt auf
Die Online-Petition gegen die Reform läuft gerade auf fünf Millionen Unterstützer zu. Außerdem wird aus der Ecke der Diskussionsplattformen mobilisiert. Auf der Seite "Foren gegen Upload-Filter" haben sich zum Beispiel mehr als 300 Foren mit fast 15 Millionen Usern gegen die Reform ausgesprochen – von "Janas Bastelforum" mit 33 Mitgliedern bis zum "ComputerBase-Forum" mit fast 370.000 Usern ist alles dabei.
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