Umfrage in der EURassismus gegen Schwarze ist in Deutschland besonders ausgeprägt
Deutschland hat ein Rassismusproblem. Das zeigt eine Umfrage in 13 EU-Staaten. Darin schneidet Deutschland am schlechtesten ab: In keinem anderen EU-Land erleben so viele Schwarze Rassismus und Diskriminierung. Der Bericht enthält auch Forderungen.
Die Umfrage kommt von der Europäischen Agentur für Grundrechte – kurz FRA – und trägt den Titel Being Black in the EU. Dafür wurden 2021 und 2022 über 6.500 Menschen in der EU befragt. Unter anderem ging es um die Frage, ob die Personen in den zurückliegenden fünf Jahren aufgrund ihrer Hautfarbe, Migrationsgeschichte oder Religion benachteiligt wurden.
In Deutschland antworteten 76 Prozent der Befragten mit "Ja". Das ist der höchste Anteil unter den 13 EU-Ländern. Das heißt, dass Schwarze am häufigsten in Deutschland von Rassismus betroffen sind. Im Vergleich: Im Gesamtdurchschnitt aller untersuchten Länder lag der Wert bei 45 Prozent und damit deutlich niedriger.
Deutschland belegt den traurigen ersten Platz
In dem aktuellen Bericht ging es zum Beispiel um rassistisch motivierte Übergriffe wie Belästigung bis hin zu physischer Gewalt. Solche Übergriffe erlebten 54 Prozent der Befragten in Deutschland.
Außerdem fühlen sich mehr als die Hälfte der schwarzen Menschen in Deutschland bei der Arbeitssuche diskriminiert. "Das sind zwei Drittel mehr als durchschnittlich in den anderen befragten Staaten", sagt Nicola Reyk aus unserer Nachrichtenredaktion.
"So rassistisch gegenüber Schwarzen wie in Deutschland sind die Menschen laut dieser Umfrage in keinem anderen der untersuchten EU-Länder."
Auch an den Schulen ereignen sich rassistische Beleidigungen und/oder Bedrohungen. 40 Prozent aller Schwarzen Schüler*innen erleben in Deutschland solche Vorfälle.
Hinzu kommt, dass Rassismus in der ganzen EU zunimmt. Die FRA hatte bereits vor sieben Jahren einen Bericht zu Erfahrungen von Schwarzen in der EU vorgelegt. Der Vergleich zeigt, dass die Rassismuserfahrungen in den untersuchten EU-Ländern mehr geworden sind. "Der durchschnittliche Prozentsatz ist von 39 Prozent auf eben aktuell 45 Prozent gestiegen", sagt Nicola Reyk.
Die FRA hat auch klare Forderungen
Die FRA liefert nicht allein Zahlen, sondern auch eine Liste von Forderungen, um Rassismus zu bekämpfen. Die Forderungen gehen alle in ein und dieselbe Richtung, nämlich Rassismus ernst zu nehmen. "Ernster als bisher", sagt Nicola Reyk.
"Die Forderungen haben alle denselben Tenor: Nehmt Rassismus ernst."
Auf der Liste der FRA steht zum Beispiel die Stärkung der Antidiskriminierungsstellen. Diese sollten besser finanziell ausgestattet werden und auch mehr Befugnisse erhalten. Auch eine konsequente Strafverfolgung sei entscheidend. Die kann abschrecken und mache deutlich, dass Diskriminierung nicht hingenommen wird.
Ebenso habe Rassismus keinen Platz im Sicherheitsapparat der Länder. Dabei geht es vor allem um die Polizeiarbeit und "racial profiling". Das bedeutet, dass Menschen wegen äußerer Merkmale wie ihrer Hautfarbe oder Haarfarbe kontrolliert werden – aber ohne konkreten Anlass.
58 Prozent aller Befragten gaben an, dass ihre letzte Polizeikontrolle im Jahr vor der Umfrage das Ergebnis diskriminierenden Profilings war. Laut Umfrage vertrauen diejenigen, die ihre Kontrolle als diskriminierend empfinden, der Polizei deutlich weniger.