Autoritäre Diktatur Estado NovoPortugal 1932 – Salazar wird Ministerpräsident
Vom katholischen Wirtschaftsexperten zum Diktator: Wie António de Oliveira Salazar Portugal zu seinem Staat machte.
Anfang der 1930er-Jahre ist Portugal in eine langwierige innenpolitische Krise geraten. Bereits am 5. Oktober 1910 ist die über 750 Jahre alte Monarchie gestürzt und durch eine Republik abgelöst worden. Aber die Verhältnisse werden immer schlechter.
Innerhalb von 16 Jahren amtieren neun Präsidenten und 45 Regierungen. Die Republik ist dem dauerhaften Druck von rechten und linken Extremisten ausgesetzt, die das Land nach ihren Vorstellungen umkrempeln wollen.
1926 putscht das portugiesische Militär gegen die Republik und errichtet die Ditadura Nacional – eine Militärdiktatur, in der António de Oliveira Salazar Finanzminister wird. Er hat sich vom Sohn eines Landarbeiters zum angesehenen Nationalökonomen hochgearbeitet, und lehrt an der Universität Coimbra Volkswirtschaft.
Weg in die Diktatur
Als er von Präsident António Oscar de Fragoso Carmon zum Finanzminister der Militärregierung berufen werden soll, macht er seinen Regierungseinstritt von weitgehender Handlungsfreiheit innerhalb des Regimes abhängig.
Nachdem er die geforderten Vollmachten erhalten hatte, beginnt António de Oliveira Salazar das Land auf den Kopf zu stellen. Dabei braucht er weder auf Parteien noch auf Gewerkschaften oder die politischen Vorstellungen gesellschaftlicher Gruppen Rücksicht zu nehmen.
Herrscher bis 1974
Er hat de facto die Macht schon seinen Händen, als er sie auch de jure am 5. Juli 1932 durch die Ernennung zum Premierminister erhält. Der schon vorher beschrittene Weg in den Estado Novo setzt sich fort und führt das Land bis zur Nelkenrevolution 1974 in einen autoritär-diktatorischen Einparteienstaat.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Historiker und Portugalexperte Dirk Friedrich beschreibt Salazar als Politiker und Mensch.
- Der Historiker Walther Bernecker erläutert Sinn und Funktionsweise des Estado Novo.
- Die ARD-Spanien-Korrespondentin Franka Welz schildert, welche Spuren des Estado Novo heute noch in Portugal zu finden sind und wie mit der Vergangenheit umgegangen wird.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück in die Zeit vor dem Militärputsch 1926 und dem Beginn der Salazar-Diktatur.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs schildert den Aufstieg Salazars zum Alleinherrscher in Portugal.