Erster EindruckWie unser Style auf andere wirkt
Baggy, Stulpen und karierte Strumpfhose: Xenia spielt gerne mit ihren Outfits und zeigt sie auch auf Tiktok – noch. Das Judgment dort macht ihr zu schaffen. Wie Stil und Kleidung auf uns und andere wirken, weiß Robert Gruber. Er ist Bekleidungspsychologe.
Früher ist sie so rumgelaufen, wie sie dachte, dass es anderen gefällt. "Hat mich nicht glücklich gemacht", sagt sie heute. Heute kassiert sie Blicke, sie kassiert ein Lachen oder ein Schmunzeln. Und eigentlich mag Xenia das.
"Ich mache es im Endeffekt für mich und nicht für andere."
Kleidung und Mode haben keine Regeln, findet die 22-Jährige Studentin, die einfach gerne mit Kleidung und Schnitten experimentiert.
Style ohne Geschlecht
Ihr Einstieg war die Überzeugung, dass Kleidung kein Geschlecht hat. Dann hat sie angefangen auszuprobieren. Sie hat sich an ihren Stil herangetastet. Vor allem über die Frage: Was gefällt mir an mir?
Inspirieren lässt sie sich zum Beispiel von @sausagelord. Xenia ist Fan von dieser Influencerin. Deren Kleidungsstil findet sie supercool, sehr experimentell und extrem. Ihr persönlicher Stil im Moment? Xenia mag weite Kleidung – Baggy-Hosen zum Beispiel.
"Mir hat es geholfen, mich einfach ranzutasten an Kleidungsschnitte."
Online hat sie selbst auch viel mit Bewertungen von anderen zu tun. Mit Kleinkindvergleichen und ähnlichem, generell mit negativen Kommentaren, die Xenia gezielt verletzen und lächerlich machen wollen. Inzwischen kann sie ganz gut umgehen, sagt sie.
Menschen reagieren mit Unbehagen auf andere, wenn deren Äußeres als abgrenzend wahrgenommen wird, sagt der Bekleidungspsychologe Robert Gruber. Unsere Kleidung kann ganz weitreichende Folgen auf die Fremdwahrnehmung haben. Er weist darauf hin, dass das wissenschaftlich für den Gegensatz zwischen formeller und legerer Kleidung hinreichend untersucht ist.
"Wenn ich jemanden visuell sehe, der sich sehr stark von mir abgrenzt, dann stößt es erstmal auf Unbehagen."
Grundsätzlich gehe die Sozialpsychologie davon aus, dass sich die soziale Identität jedes einzelnen Menschen aus einem Flickenteppich von Gruppenmitgliedschaften zusammensetzt.
Kleidung als Gruppencode
Vermittelt nun ein Mensch durch äußere Codes die Botschaft, dass er einer bestimmten Gruppe angehört – der LGBTQI-Community beispielsweise – kann das bei Außenstehenden zu starken emotionalen Reaktionen führen. "Das ist ganz normal", sagt Robert Gruber.
Er ist überzeugt, dass Kleidung weiterhin eine Möglichkeit bleibt, sich einer Gruppe zugehörig zu zeigen. Möglicherweise sei diese Funktion von Mode vielleicht etwas in den Hintergrund getreten. Es gebe sie aber noch.
"Vielleicht werden diese Sprachformen der Kleidung ein bisschen subtiler und mikroskopischer, so dass man die oft nicht mehr verstehen kann."