NotfallversorgungErste Hilfe: Wann und wie wir eingreifen sollten
Wer einen Führerschein hat, hat einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Aber könnt ihr euch noch daran erinnern, was zu tun ist, wenn jemand kollabiert und plötzlich regungslos vor euch liegt? Robin Mletzko gibt Erste-Hilfe-Kurse für den Malteser Hilfsdienst und fasst die wichtigsten Handgriffe zusammen.
Wer einen Verletzten sieht oder jemanden, der bewusstlos ist, fühlt im ersten Moment möglicherweise auch einen leichten Schock. Vor allem, wenn wir nahe dran sind und ahnen, dass jede Sekunde für diesen Menschen zählt. "Was ist zu tun?", fragen wir uns womöglich. Wer Angst hat, etwas falsch zu machen oder gar einer verletzten Person noch zusätzlich zu schaden, den beruhigt Robin Mletzko:
"Man kann in der Ersten Hilfe nichts falsch machen"
Es sei wichtig, dass man überhaupt etwas tue, sagt er. Dazu zählt beispielsweise auch, den Notruf unter der 112 anzurufen und so dafür zu sorgen, dass die Rettungskräfte schnell vor Ort sein können.
"Diese Angst, die man davor hat, kommt hauptsächlich daher, dass man Angst hat, dafür belangt zu werden. Man kann dafür nicht belangt werden."
Und man könne auch jederzeit andere bitten, zu helfen. Etwa wenn man selbst das Gefühl hat, dass andere, die in der Nähe sind, besser geeignet sind. Auch das sei schon eine Hilfe.
Die Erste Hilfe beginnt schon mit dem Notruf
Wenn mehrere Menschen anwesend sind, die sich bereits um den Erkrankten oder die Verletzte kümmern, empfiehlt Robin Mletzko tatsächlich auch, eher eine Notrufnummer zu wählen, anstatt sich zusätzlich noch um den Menschen zu kümmern.
Erste Hilfe: Wenn jede Sekunde zählt
Der Druck, der auf uns lastet, wenn jemand anderes in unserer Nähe in Lebensgefahr ist, ist wahrscheinlich immens. Aber die Maßnahmen, die wir in diesem Moment einleiten sollten und die möglicherweise das Leben eines Menschen retten können, sind denkbar einfach und auch leicht zu merken.
Der Dreisatz lautet: prüfen, rufen, drücken
Der Dreisatz ist die kurze Version der Ersten Hilfe und Wiederbelebungsmaßnahmen. Eigentlich sind es fünf Punkte, auch weil wir am Ende die Herzdruckmassage ein zweites Mal wiederholen.
Bevor wir mit einem Wiederbelebungsversuch anfangen, gilt es erst einmal zu prüfen, ob dies notwendig ist. Nachdem wir die Person angesprochen haben, prüfen wir, ob die Person atmet. Tut sie das nicht, ist das ein Indiz dafür, dass eine Herzdruckmassage angebracht sein kann. Zuvor gilt es aber zuerst die Rettungskräfte zu infornieren. Dann führen wir die Herzdruckmassage durch, spenden Atem und wiederholen die Herzdruckmassage.
- Prüfen
- Hilfe rufen
- Herzdruckmassage durchführen
- Atemspende
- Herzdruckmassage fortsetzen
"Man drückt dreißig Mal, die ideale Tiefe sind 5 bis 6 Zentimeter - der Rhythmus entspricht dem Song "Stayin' alive" von den BeeGees."
Bevor wir eine Herzdruckmassage durchführen, empfiehlt Robin Mletzko, den kompletten Oberkörper der bewusstlosen Person freizulegen, damit wir uns selbst beispielsweise nicht an Schmuck verletzen, der sich unter der Kleidung befinden könnte. Außerdem hilft es uns dabei, die richtige Stelle zu finden, auf die wir den Druck während der Massage ausüben sollten.
Dann überstrecken wir zunächst den Hals der Person leicht nach hinten, damit die Atemwege frei sind und Luft durchkommen kann. Bei Menschen, die nicht ansprechbar sind, ist es oft der Fall, dass die Zunge nach hinten gerutscht ist und dadurch der Atemweg blockiert wird, sagt Robin Mletzko.
Ideale Tiefe: Brustkorb 5 bis 6 Zentimeter tief drücken
Dann legen wir einen Handballen auf die Mitte des Brustkorbs, ungefähr auf das untere Drittel des Brustbeins. Die andere Hand kommt über die erste Hand. Robin Mletzko empfiehlt die Arme durchzustrecken und sich über die Person zu beugen. Dadurch kann die massierende Person ihr ganzes Körpergewicht einsetzen.
Dann kann die Massage beginnen: Dreißig Mal drücken, in einem Rhythmus von 100 bis 120 Schlägen pro Minute, das entspricht dem Lied "Stayin' Alive" von den BeeGees. Den Brustkorb sollten wir ungefähr fünf bis sechs Zentimeter tief eindrücken.
Nach der Massage halten wir der Person die Nase zu und pusten ihr zweimal Luft in den Mund. Danach wiederholen wir die Massage. Dieses Prozedere kann man mehrfach wiederholen und letztlich hoffen, dass die Person dann möglichst schnell wieder zu atmen beginnt oder die Rettungskräfte eintreffen und übernehmen.
Weiterführender Link:
Herzdruckmassage einfach erklärt | Malteser Hilfsdient e.V.