Erst Kind, dann KarriereWie wir unser Leben planen
Charlotte hat sich erst für ein Kind, dann für ihre Karriere entschieden. Mit Kindern und Beruf beschäftigt sich auch Gesche Brandt vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Sie forscht unter anderem zum Thema Karrieren von Hochschulabsolventinnen und Promovierten.
Eine Ausbildung oder Studium, dann ein paar Jahre im Job ankommen und später ein Kind – das gilt so ein bisschen als der klassische Weg bei der Familienplanung. Bei Charlotte und ihrem Partner war das andersrum. Mit 22 Jahren haben Charlotte und ihr vier Jahre älterer Partner ganz bewusst fürs Kinderkriegen entschieden.
"Wir wollten gerne junge Eltern werden und die Situation hat für uns gepasst, die Finanzen haben gestimmt und unsere Beziehung fühlte sich sehr stark an für diesen Schritt."
Charlotte und ihr Freund hatten einen gemeinsamen Wunsch: Sie wollten jung Eltern werden. Die Finanzen hätten gestimmt, die Beziehung sich gut angefühlt, der Zeitpunkt war der richtige.
Kind war auch eine Sache des Timings
Zum Plan gehörte aber auch, dass Charlotte noch während der Schwangerschaft ihr Bachelorstudium abschließt, dann in ihr Elternjahr geht und anschließend ihren Master macht, an dem sie derzeit arbeitet, erzählt sie.
Mit Abschluss ihres Masters werde ihr Kind dann circa drei Jahre alt sein und damit kein kleines Baby mehr. Und da kein weiteres Kind geplant sei, falle die Elternzeit im Job weg, so Charlotte.
"Zum Zeitpunkt meines Master-Abschlusses ist unser Kind schon einige Jahre alt, es ist noch ein kleines Kind, aber kein Baby mehr."
Viel Zeit für Hobbys und Freizeitaktivitäten bleibe zwar gerade nicht übrig, aber insgesamt sei die Situation leichter, als die beiden es erwartet hatten. Das liege unter anderem an der tollen Unterstützung durch ihren Partner und auch an der guten Familienpolitik in Finnland, wo das Paar lebt. Einen Kita-Platz für ihr Kind hätten sie beispielsweise schon nach zwei Wochen bekommen.
Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht
Gesche Brandt vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung forscht unter anderem zum Thema Karrieren von Hochschulabsolventinnen und Promovierten. Sie sagt mit Blick auf die Karriereplanung, dass es den perfekten Zeitpunkt für ein Kind nicht gibt. Die Forschung zeige aber, dass es bessere und schlechtere Zeiten gibt.
"Den perfekten Zeitpunkt gibt es sicherlich nicht. Aber wenn man so der Forschung folgt, dann gibt es bessere und schlechtere Zeiten."
Entweder komme ein Kind möglichst spät, wenn der Berufseinstieg schon geschafft ist, eine gewisse Position und Einkommen erreicht wurde, sagt Gesche Brandt. Es könne aber auch ein Vorteil sein, schon vor dem Berufseinstieg ein Kind zu bekommen, da es später keine oder nur kürzere Unterbrechungsphasen beim Job und Einkommen gebe.
Kind und Beruf – das Karriereziel zählt
Letztlich komme es aber sehr darauf an, welches individuelle Karriereziel verfolgt werde. Nicht jede Frau oder jeder Mann möchte hoch hinaus. Eher ungünstig sei es aber, ein Kind zum Beispiel während des Eintritts in das Arbeitsleben zu bekommen – in einer Phase, in der man versuche, im Beruf anzukommen.
"Ungünstig ist am ehesten die Phase, in der man eben gerade in den Beruf einsteigt, überhaupt ins Arbeitsleben tritt und versucht, dort anzukommen."
Prinzipiell zeigen die Daten, dass lange Erwerbsunterbrechungen von circa zwei bis drei Jahren für Frauen nachteilig sind, was die berufliche Position und die Einkommensentwicklung betrifft, sagt die Wissenschaftlerin. Die Auswirkungen von Elternschaft auf die Karrieren seien zudem vor allem bei Frauen messbar. Längere Elternzeiten bei Männern seien eher die Ausnahme.