ErnährungSind Biolebensmittel wirklich gesünder?
Wenn "Bio" auf Lebensmitteln drauf steht, denken viele, dass sie damit automatisch mehr für die Umwelt und ihre Gesundheit tun – die Werbeindustrie freut sich. Doch ist das wirklich immer so?
Biolebensmittel sind in der Regel teurer als herkömmliche Produkte. Nicht wenige Menschen sind bereit, mehr zu zahlen – wenn sie damit etwas für den Umweltschutz oder das Tierwohl tun. Und vielen geht es natürlich auch darum, keine Pestizide oder Herbizide mit zu verspeisen.
Europaweite Grenzwerte für Pestizide
Wichtig zu wissen: In Europa gibt es Pestizidgrenzwerte. 95 Prozent aller Lebensmittel überschreiten diese Werte erfreulicherweise auch nicht mehr, doch bei immerhin fünf Prozent ist das eben immer noch der Fall. Die Grenzwerte sind so festgelegt, dass die Pestizidmenge unbedenklich für Menschen sein soll. Allerdings gibt es hier noch offene Forschungsfragen – etwa, was Obst- und Gemüsesorten betrifft, bei denen mehrere Pestizide zum Einsatz kommen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Nele Rößler.
"Zum Beispiel werden oft mehrere Pestizide gleichzeitig oder kurz nacheinander verwendet. Und da ist eben unklar: Inwiefern ist das ungesund, wenn eine Obst- oder Gemüsesorte mehrfach belastet ist?"
Dazu kommt: Was die Höhe der Pestizidbelastung einzelner Obst- und Gemüsesorten betrifft, gibt es auch generell Unterschiede. "Das erschließt sich auch ganz gut, wenn man bedenkt, dass Landwirte gegen Krankheiten spritzen. Das heißt: Vor allem sehr empfindliche Sorten werden gespritzt – und dazu gehören Erdbeeren, Äpfel und Birnen", erklärt unsere Reporterin.
Es gibt aber auch beispielsweise Gemüsesorten, die sehr robust sind gegen Krankheiten. Dazu gehören etwa Kartoffeln, Möhren und Kohl. Verbraucher*innen, die konventionell kaufen, können also durchaus im Blick haben, wie hoch die Belastung jeweils ist.
So sieht's mit den Nährstoffen bei Bioprodukten aus
Der Nährstoffgehalt hängt bei Obst und Gemüse von den Standortfaktoren ab. Dazu gehört zum Beispiel die Bodenbeschaffenheit, die Sonneneinstrahlung und die Bewässerung. Trotzdem zeigen mehrere Studien, dass es eine leichte Tendenz gibt, dass Biolebensmittel mehr Nährstoffe haben als konventionelle Produkte. Da geht es zum Beispiel um Vitamine, Mineralstoffe und Fettstoffe.
"An sich sind diese Unterschiede wirklich minimal. Also das heißt für eine normale Esserin, die regelmäßig Obst und Gemüse zu sich nimmt, macht das gar keinen Unterschied."
Unsere Reporterin hat auch mit Ernährungswissenschaftlern gesprochen. Die sagen, dass der Nährstoffgehalt bei bestimmten Personengruppen schon einen Unterschied machen kann: Kleine Kinder etwa haben einen normal hohen Nährstoffbedarf oder teilweise sogar einen höheren, aber einen geringeren Kalorienbedarf als ein erwachsener Mensch.
Studien: Mehr Omega-3-Fettsäuren bei Biomilch und Biofleisch
Wenn es um tierische Produkte geht, sind die Unterschiede allerdings etwas deutlicher. Das liegt zum Beispiel daran, dass Biokühe mehr Grünfutter essen als konventionelles Kraftfutter. In verschiedenen Studien hat sich deshalb häufiger gezeigt, dass Biomilch und -fleisch mehr wichtige Omega-3-Fettsäuren hat. Bei Biomilch ist der Anteil demnach bis zu 50 Prozent höher als bei konventioneller Milch. Und Stiftung Warentest sagt: Ein halber Liter konventionelle Milch deckt elf Prozent des Tagesbedarfs an Omega-3-Fettsäuren. Bei Biomilch sind es dagegen 16 Prozent.
Das Fazit unserer Reporterin: "Wenn man halbwegs gesund ist – also Obst und Gemüse und Vollkorn zu sich nimmt – dann nimmst du eigentlich genügend Nährstoffe auf. Auch wenn du nur konventionelle landwirtschaftliche Produkte zu dir nimmst. Bei der Biomilch denke ich mir jetzt: Für die Omega-3-Fettsäuren greife ich da jetzt mal zu."
Zu bedenken ist außerdem: Die Forschungsergebnisse stammen aus Übersichtsstudien. Das heißt, dass ganz viele Daten zusammengefasst wurden. Vor allem bei Obst und Gemüse bedeutet das wiederum, dass die Ergebnisse nicht auf jedes Produkt exakt genau so zutreffen.