Epigenetik und GesundheitWie wir unsere Gene beeinflussen können
Im Netz kursieren viele Halbwahrheiten und Scam-Angebote zum Thema Epigenetik. Wie sie wirklich funktioniert und wie wir unsere Gene – und die unserer Nachkommen – tatsächlich beeinflussen können, erklärt der Mediziner André Fischer.
Habt ihr Euch schon mal über das genetische Erbe geärgert, das ihr von euren Vorfahren mit auf den Weg bekommen habt? Oder auch gefreut? An vielem können wir nichts ändern und lernen besser, damit zu leben. Aber es gibt genetische Eigenschaften, auf die haben wir Einfluss!
Wir sind mehr als das Produkt unserer Gene
Die simple, und vielleicht auch manchmal bequeme, Vorstellung, dass wir allein das Produkt unserer Gene sind, ist wissenschaftlich überholt. Was wir sind, ist das Ergebnis eines ziemlich komplizierten und noch nicht ganz verstandenen Zusammenspiels unserer Gene und der Umwelt.
"Epigenetische Prozesse sind das Zusammenspiel von Umweltfaktoren und genetischen Faktoren für langfristige adaptive Veränderungen."
Umwelt kann dabei vieles bedeuten: Ernährung, Gifte, Stress, Traumata, Bildungsmöglichkeiten oder soziales Umfeld zum Beispiel. Diese Faktoren können unsere Gene beeinflussen. Dabei verändern sie nicht die DNA-Sequenz, sondern wie unsere genetischen Anlagen "ausgelesen" werden und so zum Tragen kommen – oder eben nicht.
"Epigenetik, das sind die Lesezeichen in unserem Erbgut."
In seinem Vortrag erklärt der Epigenetik-Forscher André Fischer die Grundlagen der Epigenetik und anhand vieler Beispiele, wie wir mit unserem Verhalten unser Risiko für Krankheiten beeinflussen können – etwa für Diabetes, Alzheimer und Demenz oder Depression.
Generationenübergreifende Wirkung
Und nicht nur unser Risiko verändern wir so, auch das unserer Kinder – denn Epigenetik wirkt auch über Generationen. Wenn eure Eltern etwa Sport getrieben haben, dann haben sie auch für eure Gesundheit etwas Gutes getan! Warum, das hört ihr neben vielen praktischen Tipps im Vortrag.
„Wir können durch unser Handeln Einfluss nehmen , was an Erbinformationen wir weitergeben.“
André Fischer ist Standortsprecher und Gruppenleiter am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Göttingen und dort auch Professor für Epigenetik neurodegenerativer Erkrankungen an der Universitätsmedizin. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf epigenetischen Prozessen bei neurodegenerativen und neuropsychiatrischen Erkrankungen.
Seinen Vortrag zur Epigenetik hat er am 29. Oktober 2024 als Auftakt der öffentlichen Vortragsreihe "Nature/Nurture: Das Zusammenspiel von Genen und Umwelt" gehalten, die im Rahmen des Studiums Generale der Universität Mainz noch bis zum 04. Februar 2025 läuft.