EnergiekriseSeminare an manchen Unis wieder nur online
Einige Unis und Hochschulen haben angekündigt, erneut in die digitale Lehre zu wechseln – diesmal aber nicht wegen Corona, sondern um Energie zu sparen. Studierendenverbände sind davon gar nicht begeistert.
Unter anderem an der Uni Erfurt, der Uni Koblenz, der TU Berlin oder der Uni und der Hochschule Trier gibt es jetzt nur noch Online-Veranstaltungen – zunächst mal bis Anfang, Mitte Januar. An den Unis Trier und Erfurt wurden auch die Öffnungszeiten der Bibliotheken eingeschränkt: In Trier bleibt sie sonntags geschlossen, in Erfurt war das geplant, nach Protesten ist die Universitätsleitung davon mittlerweile wieder abgerückt.
Prio für Präsenzlehre - eigentlich
Dabei hat die Kultusministerkonferenz von Bund und Ländern noch vor wenigen Monaten das Ziel definiert, die Hochschulen auch in der Energiekrise offen zu lassen. Die Präsenzlehre habe oberste Priorität. Gleichzeitig sollen aber eben auch je nach Bundesland und Einrichtung 15 bis 20 Prozent Energie eingespart werden.
Ein Sprecher der Uni Trier hat uns gesagt, die Uni wäre von Weihnachten bis Neujahr in der Regel sowieso geschlossen – daher wäre es sinnvoll gewesen, diesen Zeitraum einfach auszudehnen. Einfach nur die Heizungen runterzudrehen, hätte offenbar nicht ausgereicht, um das vom Ministerium vorgegebene Einsparziel von 15 Prozent zu erreichen. Der Bund springt zwar mit einer Dezembersoforthilfe ein, der Deutsche Hochschulverband wünscht sich aber noch mehr Energie-Hilfspakete – auch von manchen Bundesländern.
"Symbolpolitik auf dem Rücken der Studierenden"
Die Studierenden sind in Trier nicht wirklich miteinbezogen wurden, sagen sie. Er habe am Telefon von den Plänen erfahren, hat uns Kevin Mangrich, der Asta-Vorsitzende der Uni Trier, erzählt. Und auch in Erfurt wurden die Studierenden bei den Entscheidungen erst mal nicht gefragt.
Kevin spricht von einer "Symbolpolitik": Die Unis und Hochschulen würden zwar Energie und Heizkosten sparen – doch das Ganze auf Kosten der Studierenden. Denn diese müssten dann natürlich zuhause mehr heizen, was eine zusätzliche finanzielle Belastung ist.
"Durch die Pandemie hatten Studierende wirtschaftliche Nachteile. Dazu kommt: Durch die digitale Lehre kommt es zu sehr, sehr großen psychischen Belastungen."
Dabei hätten viele Studierende durch die Pandemie bereits gravierende finanzielle Nachteile gehabt – zum Beispiel, wenn sie einen Job im Gastro-Gewerbe hatten, darauf angewiesen waren und dieser dann einfach weggebrochen ist. Gerade vor diesem Hintergrund seien die jetzigen Entscheidungen "sehr sehr schmerzhaft", sagt Kevin. Die Studierende seien in der Corona-Zeit sehr solidarisch gewesen und hätten auf viel verzichtet.
Die verkürzten Öffnungszeiten der Bibliotheken würden zudem Studierende benachteiligen, die einen Nebenjob haben und gerade in den Randzeiten am Abend oder am Wochenende lernen und nacharbeiten müssten.
Einmalzahlung lässt auf sich warten
Die angekündigte Einmalzahlung von 200 Euro für Studierende sei bis jetzt leider keine große Hilfe – weil sie weiterhin auf sich warten lässt, sagt Kevin. Bei der Energiepreis-Pauschale und bei der Hilfe für Rentner*innen sei es im Unterschied dazu relativ schnell gegangen.
"Die Studierenden müssen weiterhin auf die Einmalzahlung warten. Und das Ministerium gibt auch immer noch kein Datum an!"
Auf der Internetseite des Ministeriums steht, dass die Zahlung "noch in diesem Winter" erfolgen soll. Weil die 200 Euro nicht über die Steuer-ID oder andere Systeme ausgezahlt werden sollen, müssen die Studierenden das Geld online beantragen, erklärt Kevin.
Neben der die Einmalzahlung gibt es auch noch Heizkostenzuschüsse in Höhe von mehreren Hundert Euro, unter anderem für Bafög-Empfänger*innen. Das sind laut Centrum für Hochschulentwicklung aber nur 11 Prozent der Studierenden.
Hinweis: Im Audio dieses Beitrags ist zu hören, dass die Universitätsbibliothek in Erfurt die Öffnungszeiten verkürzt habe. Nach Protesten ist die Universitätsleitung von diesen Plänen wieder abgerückt. Wir haben das im Text eingefügt.