Endlich kalt und nassWarum ihr euch über das Sommerende freuen könnt
Herbstpulli, Bücher lesen, Kürbissuppe: Es gibt Menschen, die feiern den Herbst total. Dazu gehört auch Vanessa. Sie erzählt, warum es ihre Lieblingsjahreszeit ist. Für Leute, die eher den Herbstblues spüren, hat die Psychotherapeutin Verena Düttmann hilfreiche Tipps.
Ins Freibad gehen, abends vor der Kneipe abhängen oder jeden Tag ein Eis essen. Der Sommer hat seine Vorzüge. Doch der ist jetzt nun mal vorbei: Der Herbst ist da. Nicht alle freut das. Aber doch so manche(n): Vanessa zum Beispiel ist großer Herbstfan. Für sie ist das immer eine ganz besondere Jahreszeit: "Ich zelebriere das jedes Jahr aufs Neue. Ich liebe es, wenn man sich die ersten kuscheligen Pullover anziehen kann. Es macht viel mehr Spaß, zuhause Zeit zu verbringen, die Kerzen anzuzünden, man schwitzt nicht mehr so. Es ist total meine Jahreszeit tatsächlich."
Mehr Gemütlichkeit im Herbst
Vanessa kommt aus Berlin und ihr Eindruck ist, dass die Laune da bei vielen Menschen im Herbst schon eher trüb ist: "Ich würde sagen, dass aber selbst eine Stadt wie Berlin im Herbst richtig schön sein kann – gerade dann, wenn es draußen regnet."
"Wenn es regnet und man in ein Café rein geht und sich da aufwärmt und einfach da so ein bisschen die Zeit verbringt. Das kann so gemütlich sein."
Aus Vanessas Sicht sorgt bei vielen Menschen der hektische Alltag dafür, dass sie seltener den Moment genießen können. Sich mehr Zeit zu nehmen, würde ihrer Meinung nach helfen, auch regnerische Tage besser zu genießen.
"Harry Potter gucken ist ein Must-Have"
Was für Vanessa im Herbst auch auf gar keinen Fall fehlen darf: Harry Potter. Sich die Filme anzuschauen, ist für sie in dieser Jahreszeit ein absolutes Must-Have.
Vanessa kocht außerdem richtig gerne. Und für sie ist die Herbstküche eine der besten überhaupt: "Da kann man so viel saisonal machen. Zusammen mit meinen Freunden wechseln wir uns ab und jeder lädt mal ein. Jeder macht was und bringt was mit. Das ist immer richtig schön und sehr gesellig im Herbst."
"Es ist nicht nur so, dass man die ganze Zeit drinnen sein muss im Herbst. Auch draußen gibt's sehr viel Schönes zu entdecken – auch an einem Regentag."
Vanessa hat das Buch "Be a Hyggespreder" geschrieben mit DIYs für den Herbst: "Mit dem Buch zeige ich, glaube ich, schon ganz gut, wie man den Herbst lieben lernen kann. Es gibt zum Beispiel ein Kapitel, das nennt sich "Der Regentag". Also das Thema, das viele so ein bisschen fürchten. Und da gehe ich darauf ein, wie man diesen Regentag wirklich schön gestalten kann – sowohl drinnen als auch draußen."
"Ich mag den Geruch von Regen"
Vanessa mag beispielsweise gerne Spaziergänge im Regen. Wenn es in Strömen gießt, ist auch sie nicht stundenlang draußen. Prinzipiell findet sie aber den Geruch von Regen schön: "Es hat so ein bisschen was Reinigendes finde ich. Es fühlt sich immer so an, als ob man dadurch klarere Gedanken bekommt. Ich weiß nicht, ob ich mir das einbilde, aber es fühlt sich so an."
Warum sind wir im Herbst und Winter so müde?
Es sind aber eben nicht alle Menschen so begeistert vom Herbst wie Vanessa. Einige kriegen direkt schlechtere Laune, wenn es wieder öfter grau und nass ist. Da setzt bei vielen der Herbst- oder Winterblues ein.
Die Ursache Nummer eins dafür ist das fehlende Licht, sagt Verena Düttmann, Psychotherapeutin bei der Online-Therapie-Plattfom HelloBetter: "Durch weniger Licht produziert unser Körper mehr Melatonin. Das macht uns müder. Eigentlich ist Melatonin ganz gut, aber das wollen wir nicht am Tag haben. Und auf der anderen Seite produzieren wir weniger Serotonin. Das ist das, was wir so als Glückshormon kennen. Und das kann sich auf unsere Stimmung auswirken."
"Die Tage werden kürzer. Es gibt weniger Sonnenlicht. Häufig ist der Himmel wolkenverhangen. Und das kann einfach unseren Hormonhaushalt beeinflussen."
Wie sich Jahreszeiten auf uns auswirken, hat auch damit zu tun, wo wir leben, sagt die Psychotherapeutin: "In Mitteleuropa mit häufig klassischen Jahreszeiten, da hat der Herbst – weil es eben einen Herbst gibt – einen anderen Einfluss auf die Stimmung als etwa in tropischen Regionen der Welt, wo es eher konstant Sonneneinstrahlung gibt."
Es kommt aber auch darauf an, wie wir Jahreszeiten bewerten, sagt Verena Düttmann: "Es gibt durchaus auch Menschen, die totale Herbst- und Wintertypen sind. Die es lieben, wenn es früher dunkel wird und das als total gemütlich empfinden. Dann geht es irgendwann auch los mit der Vorweihnachtszeit. Solche Leute sagen: Das ist gerade der Grund, warum ich den Herbst und Winter so liebe."
Manche Menschen haben auch einen Sommerblues
Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die mit dem Sommer nichts anfangen können und einen regelrechten Sommerblues haben. Den haben der Psychotherapeutin zufolge zwar deutlich weniger Menschen, aber es gibt ihn. Ein Grund dafür: zu viel Licht. Auch das kann zu Schlaflosigkeit führen.
"Das viele Licht kann unseren Tag-Wach-Rhythmus stören. Auch das kann dafür sorgen, dass weniger Melatonin produziert wird."
Wenn der Herbstblues kickt...
Es gibt Tipps, um dem Herbst- und Winterblues entgegenzusteuern. Die Psychotherapeutin rät beispielsweise dazu, so viel Tageslicht wie möglich zu tanken: "Das kann auch sein, sich morgens ans Fenster stellen und das Gesicht ins Licht halten. Oder ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause, weil der Körper einfach dieses Licht tatsächlich braucht, um sich zu regulieren und auch für gute Stimmung zu sorgen".
Auch künstliches Licht kann helfen
Eine andere Möglichkeit ist die Lichttherapie. Sie wird beispielsweise empfohlen, um Depressionen oder Schlafstörungen zu behandeln: Man kann sich das so vorstellen, dass unsere Augen mit weißem Licht mit einer bestimmten Intensität ausgeleuchtet werden. "Dadurch wird die Produktion von Melatonin gestoppt, weil unserem Gehirn durch dieses Licht vorgespielt wird, wir befinden uns gerade draußen in der Sonne. Ich brauch gerade kein Melatonin. Und das macht uns tatsächlich wacher und steigert unsere Stimmung."
"Eine Lichttherapie gilt als besonders wirksam gegen so einen Herbstblues."
Ein anderer Tipp der Expertin: In Bewegung bleiben. Verena Düttmann spricht dabei von einem natürlichen Stimmungsaufheller: "Das muss kein Marathon sein. Das kann auch der Online-Fitnesskurs im Wohnzimmer sein, wenn es draußen zu nass und kalt ist."
Was noch für gute Laune sorgen kann: sich mit Freunden und Familie treffen. Soziale Kontakte sind der Expertin zufolge ganz wichtig für unser Wohlbefinden.
Anzeichen, dass der Blues zur Depression wird
Wenn der Herbst- bzw. Winterblues in Richtung Depression geht, ist das aber ein Problem. Verena Düttmann sagt, dass der Übergang oft fließend ist und nicht so leicht zu erkennen: "Aber man kann sagen, dass wir grundsätzlich von einer Depression sprechen, wenn die Symptome über einen längeren Zeitraum anhalten. Und zwar mindestens zwei Wochen, an den meisten Tagen innerhalb dieser zwei Wochen. Und wenn dadurch unser Alltag deutlich beeinträchtigt wird."
Zu den Symptomen gehören:
- Niedergeschlagenheit
- Dinge, die normalerweise Freude bereiten, tun es nicht mehr
- Antriebslosigkeit
- Müdigkeit
Die Expertin rät in solchen Fällen dazu, sich professionelle Hilfe zu suchen. Das kann der Hausarzt oder die Hausärztin sein, aber auch psychotherapeutische Unterstützung.
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