EndeAchtsam Abschied nehmen
Abschied nehmen wir täglich – in ganz kleinen Dingen, aber auch im Großen, wenn eine Freundschaft endet oder ein geliebter Mensch stirbt. Diesen Prozess können wir achtsam für einen Neuanfang gestalten.
Sei es das allmähliche Ende einer Freundschaft, das plötzliche Zerbrechen einer Partnerschaft, der Tod eines geliebten Menschen, der Abschied von einem Ort oder einer Lebenssituation oder die Erkenntnis, dass ein Wunsch oder eine Hoffnung nie in Erfüllung gehen wird. Wie gehen wir mit solchen alltäglichen Abschiedssituationen um? Wie gehen wir mit größeren Abschieden um?
Wie können wir achtsam Abschied nehmen - und zwar egal, ob gewollt oder nicht? Ein gewollter Abschied wäre zum Beispiel ein Umzug, ungewollt dagegen ist der Tod eines geliebten Menschen.
"Interessant ist auch, dass Menschen noch mal ganz anders ihre Ziele verfolgen, wenn sie sich auf ein vorhersehbares Ende vorbereiten."
Diese Vorbereitung auf ein Ende oder einen Abschied, zeigt sich zum Beispiel bei Menschen, die am Ende eines Lebensjahrzehnts stehen mit 29, 39 oder 49 Jahren. Sie laufen dann beispielsweise ihren ersten Marathon, erklärt Psychologin Main Huong Ngyuen.
Heilsame Trauer
Das wichtigste Gefühl bei den meisten Abschieden ist aber vor allem die Trauer. Sie erst einmal zuzulassen, ist wichtig, sagt Main Huong. Trauer ist die emotionale Reaktion auf einen Verlust, sie hilft uns dabei, den Verlust oder eine Enttäuschung zu spüren. Wir verabschieden uns von etwas, was uns wichtig und bedeutsam war. Letztlich ist Trauer eine Form von Liebe. Auch wenn das Gefühl schwierig ist, hilft es beim Heilungsprozess.
Für Menschen ist ein "rundes Ende", ein "well-rounded ending", sehr wichtig. Das hat auch eine Studie gezeigt. Deren Fazit lautet: "Es scheint, dass die Art und Weise, wie wir mit vorhersehbaren Enden umgehen, zum Beispiel mit dem Ende der Schule, eines Urlaubs, eines Jobs oder sogar eines Gesprächs, genauso wichtig ist wie die Konzentration auf einen guten Start."
"Auch wenn ein Abschied nicht gewollt ist, können wir selbst Wege finden, wie wir ihn gestalten. Das zeigt, wie wichtig Selbstwirksamkeit auch beim Abschiednehmen ist."
Wir gestalten, wie wir Abschied nehmen wollen und können uns auf unsere Selbstwirksamkeit besinnen, sagt Diane Hielscher. "Wir können achtsam und bewusst fühlen und alles annehmen, was da ist. Wir können selbst wählen, wie wir Abschied nehmen wollen. Deswegen gibt es ja auch so viele Abschiedsrituale", erklärt die Deutschlandfunk-Nova-Moderatorin.
Abschiedsrituale üben
Solche Abschiedsrituale können wir im Alltag bereits üben, indem wir kleine Abschiede wahrnehmen und dass wir ständig Abschiede erleben. Dann würden uns die großen Abschiede vielleicht nicht mehr so schwerfallen.
Wir können auch mit den Mini-Abschieden im Alltag üben, wenn sich Dinge verändern, oder wir einen Übergang erkennen:
- Übergang von Tag/Nacht;
- wenn wir einen Raum verlassen, aufstehen und gehen,
- wenn wir das Haus verlassen,
- wir aus der U-Bahn aussteigen.
Das eine ist beendet, und wir gehen den nächsten Schritt. Das ist in der Achtsamkeit immer der erste Schritt: Einfach nur diese kleinen Übergänge wahrnehmen.