Elisabeth Schwachulla über Alkoholsucht"Mit dem Trinken habe ich ganz alleine aufgehört"
Einmal Alkoholikerin und zurück zum selbstbestimmten Leben. Elisabeth Schwachulla über die Sucht nach Drinks und das gute Gefühl eines Lebens ohne sie.
Mit 16 Jahren hat sie angefangen zu trinken – fast jeden Tag. Rund zehn Jahre später hat sie aus eigener Kraft aufgehört. Jetzt ist Elisabeth Schwachulla seit rund drei Jahren trockene Alkoholikerin. Die Poetry Slammerin schreibt Gedichte und veröffentlicht ein Buch zum Thema Alkohol. Sie sagt: "Wer nur für die Flasche lebt, verliert alles."
Am Anfang stand das Gefühl mit ihrem Kummer nirgends mehr hinzukönnen. Sie fühlte sich, sagt sie im Rückblick, traurig und hilflos, ihr fehlten familiäre Ansprechpartner.
Abgesehen von persönlichen Ursachen hat Alkoholismus für sie auch einen weiteren gesellschaftlichen Hintergrund. Elisabeth beschreibt, dass negative Emotionen und Schmerzen gesellschaftlich so sehr verdrängt werden, dass Individuen beides selber verdrängen wollen. Alkohol biete eben die Möglichkeit, sich in eine andere Stimmung zu versetzen.
Zerstörendes Trinken
Während der Schulzeit und fast bis zum Ende ihres Studiums war Elisabeth abhängig von Alkohol. Sie sagt, ihr Trinkverhalten habe ihr Leben zerstört
"Es hat mit 16 angefangen, dass ich nur am Wochenende getrunken habe. Von Anfang an richtig viel – mit einer Flasche Billigrotwein vorgeglüht. Dadurch war der Absturz immer vorprogrammiert."
Irgendwann beobachtete sie bei sich selbst sowas wie Entzugskopfschmerzen. Sie merkte körperlich und emotional schon beim Aufwachen ihre Abhängigkeit. Sie sagt: "Mit fast 24 habe ich aufgehört zu trinken. Ich bin jetzt 27."
Krise als Ausstiegsgrund
Etwa zu dieser Zeit, also als sie aufhörte, beschäftigte sie sich gedanklich mit der Vorstellung, eine Familie zu gründen. Der Abschluss des Studiums in stand kurz bevor, sie war in einer absoluten Sinn- und Richtungskrise. Bis dahin hatte sie über Jahre von Tag zu Tag gelebt.
"Dann dachte ich mir: Ja verflixt. Wenn ich diesen Plan tatsächlich habe, muss ich dringend die Person werden, die die richtigen Menschen anzieht."
Ihr jüngerer Bruder hat sie dann schließlich dazu gebracht zuzugeben, dass sie ein Alkoholproblem hat. Sie sagt: "Mit dem Trinken aufgehört habe ich ganz alleine." Sie war für drei Monate im Ausland. Schließlich hat sie eine Abschiedsparty für den Alkohol gegeben, auch um sich ein soziales Netz zu schaffen, dass ihre Abstinenz kontrolliert und absichert. Ein Teil ihres Umfelds hat den Abschied vom Alkohol nicht ernst genommen. Elisabeth sieht darin eine Herausforderung.
"Als ich gemerkt habe, dass ich sogar das, was mir wirklich unmöglich erschien, ändern konnte, geht es mir viel besser mit mir selbst."
Das ganze Gespräch mit Elisabeth Schwachulla könnt ihr anhören, wenn ihr auf den Playbutton oben klickt. Sie spricht darin auch über ihre jahrelange Verlagerung der Alkoholsucht hin zu Marihuana, den Genuss von Poetry Slams ohne Alkohol, warum die Anonymen Alkoholiker für sie nicht das passende Konzept sind und erklärt, warum sie sich einen kritischeren Umgang mit Alkohol wünscht.