E-Mobilität und SicherheitElektro-Tretroller: Für den Kopf riskanter als Fahrradfahren
Ein Forschungsteam hat für die USA herausgefunden, dass sich Elektro-Tretroller-Fahrern bei Unfällen häufig ein Schädel-Hirn-Trauma zuziehen. Deshalb raten sie Nutzern von Elektro-Tretrollern dazu, einen Helm zu tragen.
Ein Team von Forschenden aus den USA wollte mit einer Studie herausfinden, welche Verletzungen besonders häufig bei Fahrern von Elektro-Tretrollern auftreten. Dafür haben sie die Datenbanken von Notaufnahmen verschiedener US-Kliniken ausgewertet. Dabei haben sie herausgefunden, dass ein Drittel der Verletzten ein Kopftrauma erleidet – doppelt so viel wie bei Fahrradunfällen, sagen die Wissenschaftler.
Auch Knochenbrüche treten relativ häufig auf, und zwar bei jedem Vierten. Etwas weniger häufig ziehen sich die Nutzer der Elektro-Tretroller Prellungen, Abschürfungen und Schnittwunden zu.
Alarmierende Verletzungsmuster
Der Unfallchirurg Christopher Spering von der Uniklinik Göttingen findet die Verletzungsmuster der US-Studie alarmierend. Er sagt, dass sie auch bei uns in Deutschland zu beobachten sind. Und zwar nicht nur bei den Elektro-Tretroller-Fahrern, sondern auch bei anderen Unfallbeteiligten wie Fußgängern komme es oft zu Schädel-Hirn-Traumata und Verletzungen an Armen und Beinen.
Den Grund dafür sieht der Unfallchirurg in der Bauweise der Elektro-Tretroller: schmales Brett, kurzer Lenker und kleine Reifen. Er spricht von einer instabilen Konstruktion. Dazu kommt, dass Blinker und Bremslichter fehlen, und die Nutzer auf Wegen fahren, die meist schon überfüllt sind.
Zahlen für Deutschland gibt es bisher noch nicht. Diese werden zurzeit noch erhoben.
Verletzungszahlen mit zunehmender Nutzung gestiegen
Die Forschenden haben sich die Verletzungen im Zeitraum von 2014 bis 2018 angesehen. In dem Jahr also, als die Elektro-Tretroller in den USA großflächig eingeführt wurden. Die Auswertung hat gezeigt, dass sich die Verletzungen erwartungsgemäß mit zunehmender Nutzung mehr als verdreifacht haben, insbesondere bei den 18- bis 34-Jährigen.
Die Zahl der stationären Krankenhausaufnahmen von Elektro-Tretrollern-Nutzern hat sich zudem mehr als vervierfacht. Das bedeutet, dass mehr Unfälle passieren, je mehr Elektro-Tretroller unterwegs sind.
Die Zahlen wären allerdings aussagekräftiger, wenn man die Verletzungen ins Verhältnis zu den gefahrenen Kilometern gesetzt hätte, sagt Tobias Jobke aus der Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion.
Hersteller aufgefordert, Helme verfügbarer zu machen
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie rät Zweiradfahrern immer dazu, einen Helm zu tragen. Auch die Forschenden dieser neuen US-Studie schließen sich diesem Rat an. Sie fordern, dass die Hersteller und Anbieter von Elektro-Tretrollern sich dafür einsetzen sollten, dass Helme häufiger getragen werden. Denn höchstens fünf Prozent aller verletzen Elektro-Tretroller-Fahrer hatten einen Helm auf dem Kopf.
Die Forschenden rufen dazu auf, Helme leichter zugänglich zu machen. Solange es keine festen Elektro-Tretroller-Stationen gibt und die Roller überall abgestellt werden können, könnte sich die Umsetzung allerdings als schwierig erweisen. Die Forschenden haben keine Empfehlung dafür, wie die Helme besser verfügbar gemacht werden können.