Eko Fresh über seinen Hit "Aber""Ich liebe Deutschland, aber..."
Schon nach einer Woche über 1,6 Millionen Aufrufe für sein Musikvideo: Mit "Aber" stellt der Rapper Eko Fresh extreme Positionen eines Deutschen und eines Deutschtürken einander gegenüber und will damit zum Dialog aufrufen.
Die Inspiration zu Eko Freshs neuem Track "Aber" stammt von dem Video "I'm not racist" des US-Rappers Joyner Lucas. Der Musiker stellt in seinem Clip symbolisch einen weißen US-Amerikaner einem schwarzen gegenüber und lässt sie gegenseitig ihre Vorurteile äußern.
"Ich habe die Leute nicht dumm dargestellt oder gebasht. Die sind ja davon überzeugt. Ich habe einfach ihre Argumentation benutzt und versucht, das auf eine clevere Weise in Reime zu bringen."
Eko Fresh tauschte in seinem Videoclip die beiden Protagonisten gegen einen rassistischen Deutschen und einen deutsch-türkischen Erdoğan-Anhänger aus. Dabei geht es ihm nicht darum, die gegensätzlichen Positionen, die am Rande des Spektrums liegen vorzuführen, sondern vielmehr einen Dialog zu initiieren, sagt Eko Fresh.
Auszug aus dem Songtext zu "Aber" von Eko Fresh
"Ich liebe Deutschland, aber...
Als allererstes wollt' ich klarstell'n, dass ich Ekrem Bora heiß'
Deutscher Staatsbürger, ich frag' euch, was soll der Scheiß?
Ihr kennt euch doch so lang, reißt euch endlich mal zusamm'n
Alles chill, Digga, reicht euch erst die Hände und entspannt
Ihr habt auf einmal Streit, die Masse ist entzweit
Ich dachte, dieser Fight ist seit den Achtzigern vorbei
Ich sitze schon mein ganzes Leben zwischen diesen fucking Stühl'n"
Eko Fresh hat kurdisch-türkische Wurzeln und ist in Deutschland aufgewachsen. Er kennt das Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen, das er auch in seinem Video visuell aufgreift. Er sieht sich in der Rolle eines Vermittlers, der die gegensätzlichen Positionen an einem Tisch zusammenbringt. Dabei geht es ihm aber nicht darum, Lösungsansätze zu bieten.
"Ich entziehe mich dem Versuch, einen Lösungsansatz zu unterbreiten. Am Ende des Videos stehe ich auf und verlasse diese Situation - überlasse die beiden Protagonisten ihrer beklemmenden Stimmung."
Im Video bleibt er unparteiisch und entzieht sich der Situation, indem er vom Tisch aufsteht und sie verlässt. Der Rapper sieht seine Aufgabe im Video nicht darin, den beiden Protagonisten vorzugeben, wie der Konflikt zu lösen ist. Das greift er in seinem Songtext mit folgender Textzeile auf: "Zusammen in 'nem Land zu wohn'n, ist schwer, aber ihr macht das schon."
"Ich hatte wirklich Schiss, dass der Song als Audio zuerst rauskommt und die Leute nicht wissen, worum es geht und sich denken, was rappt denn Eko da?"
Da er am Anfang seines Songs, die Rolle eines Rechtsradikalen einnimmt, war es dem Rapper wichtig, dass der Videoclip vor dem Song veröffentlicht wird, damit die Hörer den Kontext verstehen können und nicht denken, dass der Text die Meinung des Künstlers widerspiegelt.
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