Einsturz am 3. März 2009Kölner Stadtarchiv: Prozessbeginn nach neun Jahren
Am 3. März 2009 stürzte in Köln das Stadtarchiv ein. Zwei Menschen kamen ums Leben. Jetzt beginnt der Prozess. Die Beweisführung könnte schwieriger kaum sein.
Fast neun Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs beginnt der Strafprozess. Fünf Mitarbeiter der Baufirmen und der Kölner Verkehrsbetriebe - Vorarbeiter, Bauleitung und Bauüberwachung - sind angeklagt, ihnen wird unter anderem fahrlässige Tötung vorgeworfen. Zwei Menschen waren damals ums Leben gekommen, kilometerweise Regale mit Archivmaterialien wurden zerstört oder verschüttet.
"Es ist unglaublich schwierig und mühsam, die Beweise zu sichern. Selbst die Todesopfer wurden erst Tage später geborgen."
Zahlreichen Gutachten - unter anderem wurde die mit Wasser vollgelaufene Baugrube von Tauchern untersucht - versuchen die Ursache und die Schuldfrage zu klären, warum das Stadtarchiv einstürzen konnte. Hauptsächlich verantwortlich sein könnten äußere, wenig zu kontrollierende Umstände, etwa Bewegungen des Grundwassers. Genauso eine Rolle spielen könnten aber auch Fehler in der Bauplanung und missachtete Vorsichtsmaßnahmen bei der eigentlichen Bauausführung.
Eine mögliche Erklärung ist:
Um den Bau eines Tunnels für die neue U-Bahn abzusichern, wurde eine Wand aus Beton gegossen. Die Bauarbeiter stießen beim Ausschachten dieser Wand auf ein Hindernis, meldeten das aber nicht, sondern gossen den Beton um das Hindernis herum. Dadurch entstand ein Loch in der Wand, durch das Wasser und Erdreich eindringen konnten. Diese Bewegung von Wasser und Erde entzog dem Stadtarchiv die feste Grundlage, deswegen stürzte es ein.
Gutachten laufen immer noch
Weil die Beweissicherung in diesem Fall so schwierig ist, beginnt der Prozess erst jetzt, neun Jahre nach dem Einsturz. Am 2. März 2019 greift nach zehn Jahren die Verjährungsfrist. Wird bis dahin kein Urteil gefällt, bleibt die Schuldfrage ungeklärt.
Immer noch werden Gutachten erstellt und ausgewertet. Wenn sie für den Strafprozess zu spät kommen, könnten sie immerhin noch für den Zivilprozess verwendet werden, der in ein paar Jahren stattfindet.
95 Prozent der beim Einsturz verschütteten Kulturgüter und -dokumente konnten geborgen werden. Erst ein kleiner Teil aber ist restauriert. Sie sollen in das neue Stadtarchiv kommen, das gerade gebaut wird.