Einreiseverbot für ErntehelferVerbandssprecher: "Für die Landwirtschaft ist das ein Riesenproblem"
Seit gestern (25. März) dürfen keine Erntehelfer und andere Saisonarbeiter mehr nach Deutschland einreisen. Mit dem Beschluss des Bundesinnenministeriums soll die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus minimiert werden. Das Einreiseverbot trifft die Bauern hart, so Simon Schumacher. Er ist Geschäftsführer und Sprecher des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V.
Jedes Jahr kommen Hunderttausende Menschen, vor allem aus Osteuropa, nach Deutschland, um in der Landwirtschaft oder auch in der Gastronomie zu helfen.
Doch dieses Jahr ist alles anders, seitdem sich das neuartige Coronoavirus auch in Deutschland immer weiter ausbreitet. Das Bundesinnenministerium hat deshalb ein Einreiseverbot für Erntehelfer und andere Saisonarbeiter verhängt. "Für die Landwirtschaft ist das ein Riesenproblem", sagt Simon Schumacher. Er ist Geschäftsführer und Sprecher des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V.
Es fehlen fast 300.000 Helfer und Helferinnen
In der Landwirtschaft würden rund 286.000 Menschen als Helfer und Helferinnen gebraucht, so Simon Schumacher. Sie bringen jeden Tag acht bis zehn Stunden voll Leistung - und zwar jeden Tag. Die Frage ist, wie die Ernte von Obst und Gemüse zu schaffen ist, ohne die Arbeit der Helferinnen und Helfer.
"Wir werden wesentlich weniger Obst und Gemüse ernten können, wenn nicht schnell was passiert."
Dabei geht es nicht allein um Spargel oder Erdbeeren, so Simon Schumacher. Es geht insgesamt um Obst, aber auch um Gemüse. Denn das muss jetzt gepflanzt werden, damit es wachsen und in zwei Monaten geerntet werden kann. "Das betrifft Salate, Kohl, auch alle Tomaten und so weiter", sagt Simon Schumacher. Es ist ganz einfach: "Was jetzt nicht gepflanzt wird, können wir später nicht ernten."
Wir brauchen die Profis aus Osteuropa
Simon Schumacher und sein Verband wollen sich deshalb dafür stark machen, dass das Einreiseverbot wieder aufgehoben wird. In Osteuropa gebe es bislang wenig Infektionsfälle. Insbesondere in Rumänien: Aus dem Land kommen viele der Erntehelfer und -helferinnen. "Wir würden das Infektionsrisiko also nicht erhöhen", sagt Simon Schumacher.
Doch zurzeit ist unklar, wie belastbar die Zahlen zu Corona-Infektionsfällen aus verschiedenen Ländern Osteuropas sind. Das hängt zum Beispiel davon ab, wie umfangreich überhaupt getestet wird. Auch sind offizielle Fallzahlen nicht immer glaubwürdig.
Als Ersatz könnte die Landwirtschaft auf Arbeitskräfte aus Deutschland zurückgreifen. Die Bauern müssten dann bessere Löhne zahlen, die Preise für Lebensmittel würden steigen. Simon Schumacher sieht darin ein Risiko. Er glaubt nicht, dass höhere Preise für Lebensmittel zu erzielen sind. Zum Beispiel falle ein wichtiger Abnehmer für Gemüse und auch Obst in der Coronakrise komplett aus: nämlich die Gastronomie. Im Moment geht sein Verband davon aus, dass der Markt eher zu viel produzieren wird.
"Zu viel Ware, zu wenig Abnehmer. Schlechter Preis."
Dennoch könnten vermutlich auch Helferinnen und Helfer aus Deutschland eingesetzt werden. Zum Beispiel für das Sortieren oder im Verkauf. Der Verband hofft, dass man für diese Aufgaben Leute aus Deutschland findet. "Damit die Profis aus Osteuropa ernten können", sagt Simon Schumacher. Doch wie sich die Situation entwickeln wird, ist zurzeit unklar.
Im Internet sind auch Plattformen entstanden, auf denen sich Freiwillige melden können, um in der Landwirtschaft auszuhelfen. Es sei toll, diese Solidarität zu erfahren, so Simon Schumacher. "Aber im Moment sind das rund 16.000 Leute." Es sind zu wenige, um die Ernte in diesem Jahr retten zu können.