Ronja von Rönne"Glück ist wie Nachtisch. Schön, wenn es ab und zu da ist."
Ronja findet sich selbst uninteressant. Sie kennt sich schließlich schon 25 Jahre. Dabei hat sie spannende Ideen. Zum Beispiel, wie wir mit unseren Ängsten umgehen können. Damit kennt sie sich aus - genauso wie mit Panikattacken.
Ronja jammert gerne. Auch über ihren Namen: "Ronja von Rönne hört sich an wie Rennschwein Rudi Rüssel oder Karla Kolumna!" Wenn es nach ihr ginge, müsste noch viel mehr gejammert werden: am besten gemeinschaftlich und richtig schön unproduktiv. Obwohl sie eigentlich keine Aktivistin ist, geht sie in diesem Fall mit gutem Beispiel voran. Sie hat ein Buch übers Jammern geschrieben: "Heute ist leider schlecht. Beschwerden an das Leben."
"Schriftsteller sind doch alle Nörgler. Beschwerden ans Leben erfordern keine Aktion danach."
Ronja sagt, sie wollte schnell damit fertig sein und hat deswegen ausschließlich kurze Texte ins Buch gepackt. Lange Texte sind zu mühselig - das hat sie bei ihrem ersten Roman "Wir kommen" gelernt. Ronja spricht für sich, für niemanden sonst: "Ich möchte nicht für meine Generation sprechen - der Spruch 'Sie ist die Stimme der Generation Y' ist grenzdämlich!" Sie schreibt über den Tod, Freunde, Nutten, Ikea, Stadt, Land und Ängste. Pointiert, humorvoll, manchmal zart.
"Ich kann sehr gut schreiben - nur Rechtschreibung und Grammatik nicht!"
"Gerade über Depressionen und Ängste muss man mit Humor schreiben, um Souveränität über diese Themen zu erlangen", sagt Ronja. "Ängste dürfen nicht instrumentalisiert werden." Sie weiß, worüber sie schreibt und redet. Mit 17 Jahren hat sie eine übergroße Dosis LSD geschluckt - sie hat aus der falschen Orangensaft-Flasche getrunken, sagt sie. Ein heftiger 48-Stunden-Trip war die Folge. Danach hatte sie Panikattacken, die sie für Flashbacks hielt. Die Angst breitete sich aus: Ronja konnte nur schwer U-Bahn fahren oder ins Flugzeug steigen. Ihr Humor hat ihr geholfen, Distanz zu ihren Ängste aufzubauen.
"Ich finde es ein kleines bisschen lebensrettend, humorvoll zu sein!"
In Eine Stunde Talk erzählt sie eine ganze Menge: Was von ihren Texten bleiben soll, warum sie bis heute ein Beruhigungsmittel in der Tasche hat, was das mit der AfD zu tun hat, warum sie Taxifahren liebt und warum ihre Beziehung zum Feminismus immer noch schwierig ist - selbst am internationalen Weltfrauentag.
Ronja von Rönne: "Heute ist leider schlecht. Beschwerden an das Leben." 2017, Fischer Taschenbuch, 208 Seiten, 12,99 Euro.