Markus Beckedahl"Das offene Netz steht vor dem Ende"
Er ist Mitbegründer der Republica, Chefredakteur von Netzpolitik.org und Kämpfer für die Demokratie. Dabei wurde gegen ihn schon wegen Landesverrat ermittelt. In Eine Stunde Talk erzählt Markus Beckedahl, was ihn antreibt.
In diesen Stunden geht die Republica 17 zu Ende. Markus Beckedahl steht noch ein großer Auftritt bevor. Er muss bei der Abschluss-Party auflegen. Dann ist ein analog-digitales-drei-Tages-Programm geschafft: 500 Stunden und fast 1000 Speaker. "Ich werde kaum etwas mitbekommen", sagt Markus ein paar Tage vor der Republica, als wir das Interview aufzeichnen. Themen und Probleme in der digitalen Welt gibt es genug: von Urheberrechtsreform über ePrivacy-Verordnung bis zum Tracking.
"Die meisten Menschen beschäftigen sich nicht damit, was das alles bedeutet", sagt Markus. "Wenn das im analogen Raum stattfinden würde, würde es keiner akzeptieren. Dabei können wir froh sein, dass wir in Deutschland einen funktionierenden Rechtsstaat haben."
"In den USA sehen wir, wie schnell eine Demokratie kippen kann."
Den deutschen Rechtsstaat hat Markus schon selbst zu spüren bekommen. Im Frühjahr 2015 hat netzpolitik.org zweimal aus einer vertraulichen Verschlusssache des Verfassungsschutzes zitiert. Darin ging es um eine mögliche Einheit zur Überwachung des Internets, um die Aktivität von radikalen Gruppen in sozialen Netzwerken zu überprüfen. "Wir haben nicht darüber debattiert, ob wir das veröffentlichen", sagt Markus.
Urheberrechtsverletzung? Landesverrat!
Wenn überhaupt hätten sie maximal mit einer Auseinandersetzung wegen Urheberrechtsverletzung gerechnet. Und dann wurde auf einmal wegen Landesverrats gegen ihn und seinen Kollegen André Meister ermittelt. Die Solidarität für die beiden war schnell sehr groß. "Da war uns klar, dass wir da nicht als Verlierer rausgehen können." Die Ermittlungen wurden wieder eingestellt. "Wir würden es wieder machen!", sagt Markus heute.
"Landesverrat kannten wir nur aus der Mottenkiste!"
Politisch war Markus schon früh aktiv. Sein Vater war bei der CDU Kommunalpolitiker in Bonn - also engagierte sich Markus bei den Grünen. Bis heute ist er Parteimitglied. "Ich bin da eine Karteileiche." Eigentlich wollte Markus was mit Computern machen. "Wir waren da Pioniere - wir wollten mit dem Digitalen das Politische ausprobieren." Und genau das hat er gemacht.
"Ich freue mich, wenn ich andere inspiriere, politisch aktiv zu werden."
In Eine Stunde Talk erzählt Markus, wann er mal offline ist, warum er von den Piraten enttäuscht ist, was er nach der Republica macht und was auf seiner Amazon-Wishlist steht.