Extrembergsteiger Jost Kobusch"Die Angst zwingt dich zur Konzentration"

Jost klettert gern. Als jüngster Deutscher hat er den tödlichsten Berg der Welt bestiegen, allein und ohne Sauerstoff. Seine nächste Herausforderung: Ein Gipfel, auf dem noch niemand war.

Borgholzhausen liegt in der Nähe von Bielefeld. Echte Berge gibt es hier keine. Trotzdem hat Jost mit 12 Jahren angefangen zu klettern - in der Schul-AG. Er hat gemerkt: Das kann er besser als gut. Vor allem, wenn er von keinem anderen abhängig ist. "Ich mag es gerne schwer", sagt Jost. "Und allein ist schwerer."

Als er 2015 im Basecamp am Mount Everest ist, erschüttert ein Erdbeben Nepal. An einem Berg neben dem Everest brechen Eisplatten ab und stürzen in die Tiefe. Die Druckwelle löst einen Staub- und Schnee-Sturm aus, der auch über das Basecamp fegt. "Am Anfang haben wir die Gefahr gar nicht realisiert", sagt Jost. 

Auf einem Video, das Jost gedreht hat, hört man ihn noch rumalbern. Das dauert allerdings nur wenige Sekunden, bis ihm bewusst wird, was da auf ihn zukommt. Die Druckwelle zieht zwei Minuten über das Camp. Danach liegt überall eine feine Schicht aus Staub und Schnee. Verletzt wurde Jost dabei nicht. Aber für ihn war es einschneidendes Erlebnis. 

"Ich dachte, ich würde sterben. Dann war die Angst weg und ich habe gedacht: ist halt so."

"Alles, was danach in meinem Leben kam, war ein Bonus!" Eigentlich wollte Jost Medizin studieren. Er hatte schon einen Studienplatz in Bonn sicher. "Doch ich habe gemerkt, ich will nur in die Berge." Also nimmt Jost den Studienplatz nicht an. Auf seiner Homepage steht: "Am liebsten bin ich ganz alleine unterwegs. Träger oder Sauerstoff zu benutzen ist Schummeln." 

"Für mich war der Nahtod ein immens positives Erlebnis."
Jost Kobusch über seine Besteigung des Mount Everest

Am 1. Mai 2016 hat Jost als jüngster Deutscher die Annapurna bestiegen  - ohne Schummeln. Aufgrund großer Lawinengefahr gilt der Berg als einer der schwierigsten und führt eine unrühmliche Statistik an. Das Verhältnis zwischen Todesopfern und erfolgreichen Gipfelbesteigungen liegt bei etwa 1:3. Das hat der Annapurna den Ruf als tödlichster Berg eingebracht. 

Der Weg ist das Ziel

Für Jost zählt der Weg rauf fast mehr als der Moment, wenn er oben ankommt: "Das Gipfel-Gefühl wird überschätzt." Das sind nur wenige Momente. Beim Abstieg von der Annapurna hat sich Jost auch noch fast verlaufen, weil der Wind die Spuren der anderen Wanderer verweht hat. Nachlesen kann man Josts Erlebnisse auch in seinem Buch "Ich Oben Allein"

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In Eine Stunde Talk erzählt Jost, was der Unfall-Tod von Bergsteiger-Legende Ueli Steck für die Bergsteiger-Szene bedeutet, warum er selbst keinen Abschiedsbrief hat und welchen Gipfel er jetzt gerade als erster Mensch besteigen will.

Jost auf dem Weg zum Nangpai Gosum II mit seinen 7296 Metern:

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