Ehe für alleNicht alle Standesämter sind vorbereitet
Ab dem 1. Oktober wird die Ehe für alle möglich sein. Auch lesbische und schwule Paare können dann eine staatliche Ehe eingehen. Die Gesetzesänderung wurde erst im Juli beschlossen. Dass die Standesämter in Deutschland nicht alle gleich gut vorbereitet sind, hat Deutschlandfunk-Nova-Reporter Till Opitz herausgefunden.
In den meisten Städten kann man seit zwei Wochen Termine für gleichgeschlechtliche Hochzeiten machen, so zum Beispiel in Köln. Andere Ämter, beispielsweise das Standesamt Kreuzberg-Friedrichshain sind da wesentlich langsamer. Sie haben noch keine Termine an heiratswillige lesbische oder schwule Paare vergeben.
Ganz anders ist die Situation in Hannover: Dort öffnet das Standesamt sogar extra am 1. Oktober - denn eigentlich ist das ein Sonntag. So können Lesben und Schwule dort am ersten möglichen Tag heiraten.
Als hätte es die Standesämter kalt erwischt
Die Entscheidung kam überraschend. Mitte Juni hat es noch niemand absehen können, dass die Ehe für alle so schnell realisiert wird. Zur Erinnerung: Merkel sprach im Juni auf einer Diskussionsveranstaltung plötzlich von einer Gewissensentscheidung. Dann hat die Opposition sie beim Wort genommen und die Abstimmung im Bundestag sehr kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt. Mit großer Mehrheit stimmten die Abgeordneten dafür
Die Folge: Das Gesetz wurde Ende Juli, also mitten in der Urlaubszeit, geändert. Die Ämter brauchen jetzt neue Urkundenvordrucke, wo von "Mann und Mann" oder "Frau und Frau" die Rede ist, das Eheregister muss ergänzt werden und eine neue Software muss her, erklärt Angelika Barg vom Standesamt in Köln.
"Ich habe es sehr gemerkt bei meinen Kollegen. 'Hattet ihr nicht vorher dieselben Rechte?' Da konnte ich sagen: 'Ne, das war noch nicht eins zu eins.'"
Anfragen von Paaren, die heiraten wollen, gibt es viele. Auch von Paaren, die die bisherige Eingetragene Lebenspartnerschaft in eine echte Ehe umwandeln wollen. Oliver Brokemper aus Hattingen lebt seit drei Jahren in einer Lebenspartnerschaft. Für ihn ist die "Ehe für alle" ein wichtiges Zeichen.
Eingetragene Lebenspartnerschaft wird nicht einfach zur Ehe
Das Problem für diejenigen, die in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft leben: Sie kann nicht einfach in eine Ehe umgeschrieben werden. Nach dem jetzigen Stand muss jedes Paar persönlich beim Standesamt erscheinen und vor dem Standesbeamten bekunden, dass beide eine Ehe führen wollen. Wie so eine Zeremonie für den Wechsel von Partnerschaft zu Ehe künftig aussehen könnte? Darüber machen sich die Städte derzeit noch Gedanken.
Weitere Infos:
- 393 Ja-Stimmen - Bundestag beschließt Ehe für alle | Hielscher oder Haase – 30. Juni 2017