Edward SnowdenWashington Post lässt Whistleblower fallen
Die Washington Post hat sich explizit gegen eine Begnadigung von Edward Snowden ausgesprochen. Das ist verwunderlich - auch, weil das Blatt einen Pulitzerpreis für ihre Berichterstattung über die NSA-Spähaffäre gewonnen hat, die auf den Snowden-Papieren fußt.
Zusammen mit dem Guardian, der New York Times und The Intercept war die Washington Post eine der vier Zeitungen, die als erste Dokumente aus dem umfangreichen Snowden-Archiv veröffentlicht haben. Jetzt ist die Post das einzige Blatt, das sich der Kampagne zur Begnadigung von Snowden durch Präsident Obama nicht anschließt. Die Begründung: Snowden habe mit seinen Enthüllungen der Öffentlichkeit keinen Dienst erwiesen, der eine Begnadigung durch den Präsidenten rechtfertigen würde.
"Das ist vor allem deshalb verwunderlich, weil das Blatt einen Pulitzerpreis für eine Geschichte über die NSA-Spähprogramme gewonnen hat, die auf den Snowden-Papieren fußt."
In einem Kommentar in der Washington Post schreiben die leitenden Redakteure dazu, die Sache sei kompliziert. Bis auf die vom Guardian angestoßene Enthüllung, dass die NSA Telefon-Metadaten aus dem US-Internet abschnorchelt, habe es kein öffentliches Interesse an den Snowden-Leaks gegeben. Auch nicht bei den Enthüllungen über das Spähprogramm Prism, die von der Washington Post selbst aufgedeckt wurde.
Das ist fast schon komisch, denn damit denunziert die Zeitung ihre eigene Arbeit.
"Das ist vor allem deshalb skurril, weil es ja die Post selber war, die diese Enthüllung öffentlich gemacht hatte, nicht Snowden. Er hatte nur die Papiere zur Verfügung gestellt."
Im Netz gibt es für die Washington Post jede Menge Kritik. Von "scheinheiligen Arschlöchern" ist die Rede, auch wird die Zeitung aufgefordert, den Pulitzerpreis abzugeben.
Deutliche Reaktionen gibt es auch vom Snowdenvertrauten Glenn Greenwald. Er schreibt: Die Washington Post sei die erste Zeitung, die zur Strafverfolgung der eigenen Quelle auffordert.