EcuadorAngriffslustige Insekten
Zuerst lief ein Linienrichter wild um sich schlagend davon, dann auch die Spieler der beiden Mannschaften River Ecuador und Aucas Quito. Dann Trainer, Schiedsrichter, Zuschauer. Einige Stadionbesucher haben versucht, die Insekten mit brennenden Holzstücken zu vertreiben, aber alle Versuche blieben erfolglos. Das Spiel wurde abgebrochen.
In manchen Berichten heißt es, die angreifenden Insekten seien Bienen gewesen. In anderen wiederum ist von Wespen die Rede. Unsere Autorin und Biologin Verena von Keitz erkannte auf einer Nahaufnahme definitiv eine Biene. Und klar ist auch: Die Menschen mussten sich gegenüber den Bienen geschlagen geben. Letzere blieben noch zwei Stunden im Stadion, dann flogen sie davon.
Alarm durch Erschütterungen
"In Deutschland hören wir allenfalls mal von Wespenangriffen", sagt Verena von Keitz. Zum Beispiel von Geschichten, wo jemand mit dem Rasenmäher über eine Wiese fährt und plötzlich wird er von vielen Wespen angeflogen und gestochen. Der Grund: Bestimmte Wespenarten brüten im Boden. Durch Erschütterungen werden sie alarmiert, wittern Gefahr und stechen zu.
"In Ecuador kann es aber durchaus sein, dass es Bienen waren, denn dort sind die Bienen tatsächlich anders drauf als bei uns."
Bei uns in Deutschland lebt vor allem die europäische Honigbiene. Die ist jahrhundertelang von Imkern auf Sanftmütigkeit gezüchtet worden. Also Züchter haben sich auf solche Völker konzentriert, die weniger stechlustig sind. Macht Sinn - aus der Sicht von Imkern oder anderen Menschen, die Bienen näher kommen.
"Da kannst du im Sommer tatsächlich auch einfach so, ohne Schutzkleidung an den Bienenstock gehen und den aufmachen. Habe ich selbst mal erlebt als ich bei zwei Hobbyimkern zu Besuch war."
In Mittel- und Südamerika ist das anders - teilweise auch im Süden der USA. Denn dort breitet sich seit gut 60 Jahren die afrikanisierte Honigbiene aus. Die ist ein Mix aus der europäischen Honigbiene, die von den Europäern dorthin gebracht wurde, und von afrikanischen Honigbienen. Diese afrikanischen Honigbienen greifen viel schneller an und jagen potenziellen Feinden auch viel weiter hinterher.
Entstanden sind diese europäisch-afrikanischen Bienen in Südamerika übrigens durch ein Versehen. In den 50er Jahren hatte ein Bienenforscher die Idee, die europäische Honigbiene in Brasilien - weil sie dort mit dem tropischen Klima nicht gut klar kam - aufzupimpen, und hat sie mit afrikanischen Bienen verpaart. Von diesen Hybriden sind dann einige entkommen und haben sich seitdem immer weiter ausgebreitet.
Der Sinn von Attacken - egal von Wespen oder Bienen - ist es, sich vor Angreifern zu schützen. Die Insekten wollen damit nachhaltig klarstellen, dass eine Annäherung an ihr Nest sehr schmerzhaft ist. Und die afrikanisierten Bienen haben eine sehr geringe Toleranzschwelle, da sind 15 Meter schon viel zu nah. Die Imker in Südamerika profitieren allerdings auch von ihren speziellen Bienen, weil sie viel Honig produzieren.
Gefährlich ist es nur dann, wenn jemand sehr viele Stiche auf einmal abbekommt. In der Literatur zum Thema findet man Angaben von 50 bis 100 Stichen. Bei einer Bienengift-Allergie kann hingegen schon ein Stich tödlich sein.