Sierra LeoneAlltag in Zeiten von Ebola
Ole Hengelbrock ist Sozialarbeiter in Freetown, Sierra Leone. Er erzählt, wie sich das Alltagsleben seit dem Ausbruch von Ebola verändert hat.
Sierra Leone sei immer ein sehr nahes Land gewesen, erzählt Ole Hengelbrock. Die Menschen hätten sich viel berührt, viel miteinander gelacht, Händchen gehalten. Das ist seit dem Ausbruch von Ebola vorbei. Die Menschen kommen sich nicht mehr so nahe, fahren nicht mehr gemeinsam zur Arbeit.
Ole Hengelbrock arbeitet in Sierra Leone mit Straßenkindern. Auch seine Arbeit hat sich seit dem Ebolaausbruch verändert. "Das Center war offen für Straßenkinder. Das mussten wir jetzt reduzieren, wir können nicht mehr jedem Einlass gewähren."
"Viele Clubs und Bars sind jetzt geschlossen. Auch die Marktfrauen dürfen nach 18 Uhr nichts mehr verkaufen."
Keine Angst vor Ansteckung
Für Ole Hengelbrock hat sich vor allem die Arbeit geändert: Er kümmert sich nicht mehr ausschließlich um Straßenkinder, sondern macht jetzt auch Ebolaaufklärung. Angst davor sich anzustecken habe er nicht. "Ich gehe da sehr selbstbewusst mit um. Ebola ist nur ansteckend über Körperkontakt und Körperflüssigkeit." Die Kinder, die in das Center kommen, werden zuvor auf Symptome gecheckt. Dazu gehört die Untersuchung mit einem kontaktlosen Fieberthermometer.
"Wir gehen auch zu den Menschen hin. Wir haben immer eine Flasche Chlorid dabei und achten darauf, zu niemandem einen engen Körperkontakt zu haben."
Ebola ist Teil des Alltags
Die Wahrnehmung von Ebola in der Gesellschaft habe sich geändert, erzählt Ole Hengelbrock. Sie wissen, dass es die Krankheit gibt und wie man sich davor schützt. Was sie nicht verstehen, ist das die Infizierten isoliert werden müssen. Früher habe sich niemand um diese Menschen gekümmert - jahrelang nicht. Jetzt kämen plötzlich Mediziner aus aller Welt und trennen die Erkrankten von ihren Familien.
Zuletzt habe es in Sierra Leone eine dreitägige Ausgangssperre gegeben. In dieser Zeit seien Mitarbeiter der Regierung von Tür zu Tür gegangen und haben die Menschen über Ebola aufgeklärt. "Das hätte schon vor drei Monaten passieren müssen", sagt Ole Hengelbrock.
"Sierra Leone ist ein Ballungsraum. Hier leben mal locker 20 Leute in einem Raum. Wenn die drei Tage eingesperrt sind, ist das ein noch viel besserer Nährboden für Ebola. In drei Wochen werden die Auswirkungen sehen."