Kochbuch "Leaked Recipes"Streng vertraulich: Durch Firmenleaks auf Rezepte stoßen
Wie kommt man an richtig gute Rezepte? Die Britin Demetria Glace hat ihre eigene Methode: Sie durchstöbert die größten E-Mail-Leaks der letzten 15 Jahre, worin es eigentlich um ganz andere Sachen geht. Aber darin finden sich erstaunlich viele Rezepte, die eigentlich nie an die Öffentlichkeit kommen sollten.
Werden Informationen durch einen Leak an die Öffentlichkeit gebracht, geht es häufig um vertrauensvolle Inhalte. In E-Mails geben manche Absender auch mehr preis als geschäftliche Infos – Rezepte zum Kochen und Backen zum Beispiel.
E-Mail-Leaks als Hobby
Diese Rezepte hat Demetria Glace gesammelt und in dem Kochbuch "Leaked Recipes" veröffentlicht. Die Britin lebt in Berlin und studiert eigentlich Menschenrechte. E-Mail-Leaks nach Rezepten zu durchsuchen ist mittlerweile zu einem ihrer Hobbys geworden.
Unter den mehr als 50 geleakten Rezepten aus ihrem Buch ist zum Beispiel das Dessert "Bananas Foster" aus den Enron-E-Mails. Das Rezept hat Demetria Glace in den 225.000 geleakten E-Mails des texanischen Energiekonzerns gefunden.
US-Behörden hatten das Unternehmen vor knapp 20 Jahren auf Korruption untersucht und die E-Mails in diesem Kontext veröffentlicht – inklusive der privaten Unterhaltungen der Mitarbeitenden.
"Ich habe mich gefragt, welche anderen Rezepte es da draußen gibt. Nicht nur in den Enron-E-Mails, sondern auch in all den anderen E-Mail-Leaks aus den letzten, ich schätze 15 oder 20 Jahren."
Als Demetria Glace im Enron-Leak auf ihr erstes Rezept gestoßen ist, hat sie sich gefragt, wie viele Rezepte sie wohl in anderen E-Mail-Leaks finden würde. Also hat sie Leaks aus sieben verschiedenen Unternehmen und Organisationen auf Koch- und Backanleitungen untersucht. Darunter sind Mails von vielleicht korrupten Top-Managerinnen als auch Praktikanten.
Ein Leak mit tief reichenden Folgen
Für ihr Buch hat sie versucht, mit jedem der Rezeptgebenden Kontakt aufzunehmen, erzählt sie. In erster Linie ging es ihr darum, bei ihnen die Erlaubnis einzuholen, das Rezept zu veröffentlichen. Im Gespräch hat Demetria Glace sie aber auch nach ihren Geschichten gefragt: Was heißt es, Teil eines Leaks zu sein?
"Manche haben die E-Mails auf ihre eigenen Namen hin durchsucht – um zu sehen, was die anderen über sie gesagt und geschrieben hatten."
Viele von ihnen spüren auch Jahre später noch die Folgen des Leaks, so die Britin. Weil persönliche Details mit den E-Mails geleakt wurden, nahmen Fremde zum Beispiel Kredite im Namen der Betroffenen auf.
Und auch innerhalb der Firmen konnten die Leaks für Spannungen sorgen, weil plötzlich E-Mail-Gespräch für alle Mitarbeitenden einsehbar waren. Haben sich zum Beispiel Kollegen abfällig über ihre Kolleginnen geäußert, wussten das jetzt alle. Im Buch sind die E-Mails und Rezepte deshalb anonymisiert.
Für alle, die Lust haben, die Rezepte nachzukochen, gibt Demetria Glace Workshops. In den Gesprächen gehe es dann oft auch um das Thema Privatsphäre.