GeruchsforschungZitronenduft sorgt für Wohlbefinden, Vanille für Geborgenheit
Ihr findet euch zu schwer? Dann probiert es doch mal mit Zitronenduft. Laut einer Studie kann der Duft dafür sorgen, dass wir uns leichter und wohler fühlen. Warum das so ist, was unser Ur-Duft ist und warum Düfte nicht nur über die Nase wirken, haben wir uns von einem Geruchsforscher erklären lassen.
Gerüche beeinflussen uns oft mehr, als es uns bewusst ist. Sie können Erinnerungen hervorrufen oder beeinflussen, wie attraktiv wir eine Person finden. Ein Forschungsteam aus Großbritannien und Spanien hat in einer Studie untersucht, wie Düfte sich auf unsere Selbstwahrnehmung auswirken. Demnach könnte Zitronenduft dafür sorgen, dass sich Leute wohler in ihrem Körper fühlen.
In den Experimenten gingen die Probanden auf der Stelle und sollten dabei an unterschiedlichen Düfte riechen. Gleichzeitig wurde ihnen ein 3D-Avatar gezeigt, dessen Aussehen sie von dick bis dünn anpassen konnten. Die Testpersonen wurden auch gefragt, wie sie sich gerade fühlen. Das Ergebnis: Wer Zitronenduft in der Nase hatte, nahm sich selbst als leichter wahr.
Vanille gilt als Ur-Duft
Spülmittel oder leicht nach Zitrone riechende Wäsche – Zitronenduft stehe in unserem Kulturkreis für Frische, Sauberkeit und Aktivität, sagt der Geruchsforscher Hanns Hatt. Vanille stehe dagegen für Geborgenheit. Es sei unser Ur-Duft, den wir schon von dem Mutterleib und der Muttermilch kennen. Unser Gehirn rufe solche Erinnerungen ab.
"Zitrone haben wir auf der Frische- und Aktivitätsschiene abgespeichert. Vanille ist dagegen unser Ur-Duft. Die Muttermilch riecht nach Vanille. Vanille ist Geborgenheit."
Zitrone und Vanille lösen also völlig unterschiedliche Gefühle oder Erinnerungen aus und wirken damit auch unterschiedlich, sagt der Geruchsforscher. Das gelte aber praktisch für alle Düfte, weil wir einen Duft immer mit den Emotionen abspeichern, in denen wir ihn zum ersten Mal erlebt haben. Riechen wir den Duft erneut, würde die Erinnerungen wieder aktiviert.
Düfte wie Pharmazeutika
Düfte können aber nicht nur über die Nase, sondern auch über die Atmung, das Essen und die Haut in den Körper gelangen. Sie können sogar pharmakologische Wirkung entfalten, sagt Hanns Hatt. Es gebe Komponenten aus Duftstoffen, etwa in der Vanilleschote oder im Lavendel, die dann über den Blutweg ins Gehirn gelangen und wie Pharmaka wirken – zum Beispiel wie ein Schlafmittel, das an denselben Stellen im Gehirn andockt wie Valium.
"Es gibt Komponenten aus Duftstoffen, die über den Blutweg ins Gehirn gelangen und wie Pharmaka wirken. Zum Beispiel ein Schlafstoff, der an dieselben Stellen im Gehirn andockt wie Valium."
Düfte können uns aber auch am Tag unterstützen. Wer morgens duscht, sollte lieber zu einem Duschgel mit Zitronenduft greifen als zum einschläfernd wirkenden Lavendel oder zur beruhigenden Melisse, empfiehlt der Geruchsexperte. Auch würden ätherische Öle helfen, die Gehirnaktivität zu steigern.
Vertrauenswürdig dank Jasmin
Die Wirkung von Düften geht aber noch weiter. Einen Geruch, der zu mehr Selbstbewusstsein führt, haben die Geruchsforscher zwar noch nicht gefunden, mit Hedion aber einen Duft, der dafür sorge, dass Menschen anderen mehr vertrauen, sagt Hanns Hatt.
"Wir haben nur einen Duft gefunden, der Vertrauen schafft aber nicht für mehr Selbstbewusstsein sorgt."
Hedion wird aus Jasmin gewonnen und kann in der Nase einen Rezeptor aktivieren, der direkt mit dem Vertrauenszentrum verbunden sei. Grad bei Mutter-Kind-Beziehungen spiele dieser Duft eine wichtige Rolle, so der Geruchsforscher.