Reality-Show DschungelcampEin Teflon-Panzer aus Selbstironie
Trash- und Reality-TV werden von vielen verteufelt. Beim Dschungelcamp spricht aber auch so mancher Kritiker von einer Delikatesse. Wir sagen euch, was den besonderen Geschmack ausmacht.
Auch die bereits zehnte Staffel von Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! spaltet Deutschland zuverlässig in drei getrennte Lager. Die Gleichgültigen, die Ablehner und die Genießer. Der Journalist Dominik Bruns zählt sich selbst seit 2014 zur letzten Kategorie.
Oberflächlich betrachtet ist die Show für ihn sehr professionell produziert. Mit clever geschriebenen Moderationen, gutem Schnitt und einem handverlesenen Soundtrack, der selbst Liebhaber von Indie-Musik zufriedenstellen kann.
Selbstironie-Festspiele bei RTL
Das Alleinstellungsmerkmal des Dschungelcamps ist nach Meinung von Dominik Bruns aber die Self-awareness. Damit ist die Selbstwahrnehmung der Drehbuchschreiber und Moderatoren der Sendung gemeint, die sich vollkommen darüber bewusst sind, dass diese Trash-Show auch einfach nur Trash ist und sich die Macher deshalb ständig selbst kommentieren und reflektieren. Permanent werden die Auswüchse des Reality-TV zerlegt und schonungslos durch die Mangel genommen.
“Die Show hat sich quasi einen Teflon-Panzer aus Selbstironie angelegt. Da prallt alle Kritik ab, weil sie alles, was man ihr vorwerfen kann, schon selbst thematisiert.“
Im Gegensatz zur Reality-Show Bauer sucht Frau, bei der die Zuschauer nach Meinung von Dominik Bruns Leuten dabei zusehen, wie sie vorgeführt und ausgebeutet werden, sind die Dschungelcamp-Kandidaten sich sehr bewusst, welche Rolle sie in der Show einnehmen. Auf der einen Seite inszenieren sie sich ganz bewusst selbst, und kommentieren gleichzeitig die Inszenierung der anderen.
“Andere Reality-TV-Shows täuschen vor, Realität abzubilden. Das Dschungelcamp hingegen thematisiert die eigene Künstlichkeit und Lächerlichkeit bewusst. Damit ist die Sendung vielleicht das postmodernste, was das Genre zu bieten hat.“
Und das kommt sehr gut an. Der Hashtag #ibes landet jeden Tag in den Trending Topics bei Twitter. Die Posts die dort zu finden sind, machen auch deutlich, dass die werbewirksamen Dschungelprüfungen für die richtigen Fans am wenigsten interessant sind.
Nach all den Jahren haben sich viele daran irgendwann sattgesehen, dass Leute ekeliges Zeug essen oder sich im Schlamm suhlen. Die Prüfungen dienen mittlerweile höchstens noch als Auslöser für die zwischenmenschlichen Konflikte im Camp, die die Zuschauer bei der Stange halten.