FamilieWenn Eltern uns Druck machen
Ob ein Studium abzuschließen, eine tolle Beziehung zu führen oder viel Geld verdienen, manchmal haben Eltern hohe Ansprüche und setzen uns damit unter Druck. Laura soll trotz anderer Pläne ihr Masterstudium zu Ende bringen. Sie erzählt, wie sie mit dem Stress umgeht. Die Systemische Familientherapeutin Carla Ortmann gibt Tipps zur Kommunikation bei Druck von Eltern.
Laura hat einen Doppelbachelor absolviert und sich kurz vor der Pandemie für einen Master eingeschrieben. Inzwischen hat sie sich aber mehr und mehr in einen Medienberuf reingefuchst. Das Studium der Theaterwissenschaften ist dabei so in den Hintergrund gerückt, dass sie es eigentlich nicht mehr weiter studieren möchte. Stattdessen will sie ihre Karriere in den Medien weiter verfolgen.
"Besser haben als brauchen, haben sie gesagt und das ich da andere Pläne habe, hat sie gar nicht interessiert."
Den Eltern der Studentin gefällt das allerdings so gar nicht. Nachdem Laura ihnen von ihrem Vorhaben berichtet hatte, gab es rund eine Woche später überraschend ein ernstes Gespräch mit ihren sonst sehr verständnisvollen Eltern. In einer Art Intervention versuchen sie ihre Eltern umzustimmen, auch wenn Laura mit dem Studium gar nichts anfangen kann.
Hintergrund der Eltern kann Druck aufs Kind auslösen
Lauras Mutter ist Lehrerin und würde ihre Tochter gerne ebenfalls in der Schule unterbringen. Dieser Job als Lehrerin und der damit verbundene Plan entspricht Laura selbst aber gar nicht. Ihr Vater, der hat hingegen andere Motive. Er würde sich wünschen, dass Laura alle Chancen nutzt, die er nicht hatte, weil er damals nicht studieren konnte.
"Ich hab das Gefühl, dass es gerade für meine Eltern am Ende wichtig ist, dass ich abgesichert bin."
Dieser Druck der beiden lastet weiter auf Laura, denn sie hat ihren Eltern erst einmal nur so viel erzählt wie nötig. Dadurch denken diese, dass sie doch noch das Ziel hat, einen Abschluss zu machen. Indirekt fühlt sich Laura am meisten davon unter Druck gesetzt, für ihre Eltern sonst eine Enttäuschung zu sein.
Gerade nicht ausgetragene Konflikte und unausgesprochene Wünsche beider Seiten sind in solchen Situationen das Problem, sagt die systemische Kinder- und Jugendtherapeutin Carla Ortmann.
Strategien, um Familienstress zu vermeiden
Eltern haben ab dem Zeitpunkt ihres Elterndaseins auch eine gewisse Verantwortung, sich selbst zu reflektieren. Das bedeutet herauszufinden, welche Anteile von den Wünschen an ihr Kind ihre eigenen sind. Ihre nicht erfüllten Träume und Ansprüche, die sie an sich selbst haben. Für alle Familien gilt, dass es wichtig ist, zu kommunizieren und nicht passiven Druck auszuüben oder sich unausgesprochen gestresst zu fühlen.
"In den meisten Fällen wird zu wenig miteinander gesprochen."
Ein Perspektivwechsel kann sich bei Konflikten lohnen, um die andere Partei zu verstehen. Ebenfalls kann es hilfreich sein, die eigenen Wünsche und Vorstellungen vorher schriftlich mit Freunden festzuhalten, damit man nicht aus dem Konzept gebracht wird. Falls die Fronten stark verhärtet sind, ist es wichtig, sich externe Hilfe zu holen. Entweder bei einer Familienberatung oder auch bei einem anderen Familienmitglied. Eine Tante oder ein Onkel kann dann zum Beispiel bei einem Streit für eine Beruhigung in der Situation sorgen.
Anmerkung der Reaktion: Name von Laura wurde geändert