Drohende FahrverboteDen alten Diesel loswerden
Unsere Reporterin Julia Demming will ihren alten Diesel loswerden. Wegen der drohenden Fahrverbote. Mit ihren Preisvorstellungen muss sie ganz schön runter, um überhaupt einen Käufer zu finden.
"Im besten Sinne ein alter Diesel, den keiner mehr haben will", so beschreibt Reporterin Julia Demming ihren Mercedes-Vito, einen Kompakt-Van aus dem Jahr 2006. Sie hat den Gebrauchtwagen vor zweieinhalb Jahren für 6.400 Euro gekauft. Um den Wagen wieder loszuwerden, hat sie vor eine paar Monaten eine Anzeige im Netz geschaltet - zu diesem Zeitpunkt hatte der Van 240.000 Kilometern auf dem Tacho. Nach zwei Monaten findet sie einen Käufer, dem sie das Auto für 3.500 Euro verkauft. Also 2.900 weniger als sie ursprünglich bezahlt hatte.
Umrüsten oder verschrotten?
Manche Diesel-Besitzer lassen ihre Autos umrüsten, damit sie weniger Abgase ausstoßen und weiterhin fahren dürfen. Diese Möglichkeit hat unsere Reporterin Julia leider nicht, weil ihr Wagen nicht der Euro 5 Norm entspricht. Diese Modelle dieser Norm lassen sich umrüsten.
Als weitere Option hätte sie den Wagen verschrotten lassen und einen Neuwagen des gleichen Herstellers dafür kaufen können. Genau dafür haben die Hersteller eine Prämie eingeführt. Aber Julia möchte den Wagen, der noch einwandfrei fährt, lieber verkaufen.
Vielfahrer stehen auf Diesel
Circa zwei von zehn Kaufanfragen zu ihrer Anzeige im Netz sind von Gebrauchtwagenhändlern gekommen, sagt Julia. Letztendlich hat sie den Wagen an eine Privatperson verkauft. Einen Mann, der in Karlsruhe lebt, aber Familie in Rumänien hat und aus diesem Grund regelmäßig weite Strecken mit dem Auto zurücklegt. Er ist ein gutes Beispiel für die Zielgruppe von Diesel-Fahrzeugen: Leute, die ein möglichst günstiges Fahrzeug suchen, dass auf langen Strecken möglichst wenig verbraucht.
"Menschen, die besonders günstige Fahrzeuge suchen, die auch jeden Tag aufs Auto angewiesen sind und um die 15- bis 20.000 Kilometer im Jahr fahren, kaufen Diesel."
Was mit einem Diesel-Auto passiert, wenn es von einem Gebrauchtwagenhändler gekauft wird, kommt auf den Zustand des Wagens an, sagt Martin Endlein von der Deutschen Automobil Treuhand.
Autos ohne TÜV gehen ins Ausland
Wenn der Wagen in einem einigermaßen guten Zustand ist, wird er repariert und aufgearbeitet. Die Händler verkaufen ihn dann an einen privaten Käufer weiter. Ein Auto, das hier beispielsweise keinen TÜV mehr bekommt, weil es in einem schlechteren Zustand ist, wird ins Ausland verkauft. Vor allem nach Polen, Kroatien, Österreich, Frankreich oder in die Ukraine.
"Wenn es ein gutes Fahrzeug ist, also garantiefähig und so weiter, dann geht dieses Fahrzeug wieder an einen Endverbraucher, das heißt der Händler repariert es, macht es garantiefähig und stellt es dann auf seinen Gebrauchtwagenplatz"
Zahlen gehen deutlich zurück
Während im Dezember 2018 noch rund 50.000 gebrauchte Diesel-PKW mit Euro 1 bis 4-Norm verkauft wurden, waren es ein Jahr zuvor noch 65.000. Und auch die Preise sind um rund 1000 Euro innerhalb eines Jahres gesunken, zeigt eine Auflistung der Gebrauchtwagen Plattform Autouncle für das Magazin Focus.
Unsere Reporterin Julia Demming hat ihren alten Diesel verkauft, um sich dann einen noch älteren zu kaufen, den sie für lange Urlaubsstrecken in Regionen nutzen möchte, wo es keine Einschränkungen für Dieselfahrzeuge gibt.
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