WohltätigkeitsorganisationenRabiate Methoden trotz Spendensiegel
Gerade jetzt vor Weihnachten stehen wieder Spendensammler vor der Haustür und in der Fußgängerzone. Wohltätigkeitsorganisationen versuchen, an neue Mitglieder zu kommen. Und das nicht immer serös.
Unicef, Ärzte ohne Grenzen oder Rotes Kreuz: Viele Wohlfahrtsorganisationen versuchen gerade jetzt vor Weihnachten ihr Glück und suchen Spender. Am liebsten sind ihnen neue Mitglieder, die regelmäßig einen bestimmten Beitrag zahlen. Die Welt am Sonntag hat kürzlich von wahren Drückermethoden beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) berichtet. Menschen seien an der Haustür regelrecht unter Druck gesetzt worden – mit Aussagen wie:
- "Ihre Nachbarn haben auch unterschrieben."
- "Wenn Sie nicht spenden, kommt kein Rettungsdienst mehr."
Trotzdem hat das DRK das Spendensiegel für Hilfsorganisationen, das vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergeben wird. Das DZI wird getragen unter anderem vom Familienministerium und vom Deutschen Städtetag.
"Den Fuß in die Tür zu stellen bei der Spendenakquise ist nicht in Ordnung."
Das Deutsche Rote Kreuz bestehe aus vielen Hundert einzelnen Rechtskörpern, zum Beispiel Kreis- und Ortsverbänden, sagt DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke. Das Spendensiegel habe nur der Bundesverband bekommen. Die Unterverbände könnten autonom entscheiden, wie sie werben.
Warum gehen Organisationen teils so rabiat vor?
Gemeinsame Standards seien natürlich wünschenswert – dem Bundesverband jetzt aber das Spendensiegel zu entziehen, weil er seine Unterverbände nicht unter Kontrolle hat, sei bei einem so föderal organisierten Verein wie dem DRK kaum möglich sagt Geschäftsführer Burkhard Wilke.
Viele Hauptamtliche machen ihren Job aus Überzeugung, glaubt Burkhard Wilke. Die idealisierte Vorstellung, dass alle Menschen, die für vernünftige Organisationen Spenden sammeln, dies aus Überzeugung tun, sei aber leider nicht für alle Mitarbeiter haltbar.
"Die Spendenwerbung wird von Agenturen mitunterstützt – das gilt für Spendenbriefe, Onlineplattformen sowie Straßenwerbung mit Infoständen und an der Haustür."
Dass das Spendensammeln auch von externen, professionellen und spezialisierten Agenturen mitgetragen wird, bewertet Wilke erst mal nicht als problematisch. Das sei schon seit Jahrhunderten so: Auch Pfarrer und Pastoren würden quasi beruflich Spenden sammeln.
"Klappern gehört zum Handwerk – das gilt auch für die gute Tat."
Für das DZI-Spendensiegel sei es aber wichtig, dass mit der Bezahlung der Agenturmitarbeiter transparent umgegangen wird.
Bezahlung transparent machen
Transparenz sei für den guten Ruf einer Marke langfristig unverzichtbar. Professionalisierung der Spendenwerbung sei okay – allerdings müsse diese unter der Zielsetzung einer "ethischen Werbung" stattfinden.
Um das Siegel zu bekommen, muss zum Beispiel mindestens die Hältfe des Honorars, das die Mitarbeiter an den Haustüren bekommen, ein festes Gehalt sein. Der Rest darf leistungsbasiert honoriert werden.