Doping im BreitensportHöher, schneller, breiter
Um jeden Preis die eigene Bestzeit beim Stadtlauf aus dem vergangenen Jahr unterbieten? Wo ein Wille ist, ist auch ein Mittelchen. Das ARD Rechercheteam hat jetzt bestätigt - Doping ist längst nicht mehr nur ein Thema für Lance Armstrong. Ein neuer Schnelltest könnte jetzt allerdings auch Hobbysportler überführen.
Nicht nur Profisportler dopen. Auch im Breitensport pimpen manche Freizeit-Athleten ihre Leistungen. Um ausdauernder zu sein, um schneller zu sein. Besonders problematisch: Während Profisportler meist auf Fachleute setzten, muss sich der Freizeitathlet an dubiose Typen mit Selbstgepanschtem wenden, wenn er fürchtet, andernfalls beim Stadtmarathon abgehängt zu werden. Angst erwischt zu werden, muss der Hobbyläufer nicht haben, denn Dopingtests sind teuer - und darum wird bei den meisten Breitensportveranstaltungen bislang darauf verzichtet.
"Der Schnelltest ist eine neue Dimension im Kampf gegen Doping."
Abhilfe könnte jetzt ein neuer Dopingtest schaffen. Dabei geht es um ein Verfahren, dass bislang bei der medizinischen Diagnose von Kleinkindern eingesetzt wird, erklärt Sebastian Krause vom ARD-Rechercheteam. Der Doping-Analytiker Mario Tewes hat daraus für das Dopinglabor Köln einen Schnelltest entwickelt. In der Praxis soll das so funktionieren: Ein kleiner Piecks in die Fingerkuppe, der austretende Blutstropfen wird dann auf eine scheckkartengroße Karte gegeben. Das Ganze kann dann einfach mit der Post in ein Labor geschickt werden.
Tests bislang zu teuer
Die ARD-Rechercheredaktion Sport hat 45 Veranstalter von Marathons, Radrennen und Triathlons befragt, ob sie bislang Kontrollen durchführen. Das Ergebnis: Wenn, dann werden vor allem die Topleute, die in der Regel Profis sind, getestet. Einfach, weil die Tests bislang zu teuer waren. Dank des neuen Verfahrens könnte sich das jetzt ändern. Sie kosten nur ein Fünftel des klassischen Tests, bei dem bis zu 500 Euro fällig werden.
"Unsere Recherchen haben ergeben, dass im Breitensport richtige Dopingmittel wie Anabolika, Stimulanzmittel oder das Blutdoping-Mittel Epo weiter verbreitet sind, als bisher angenommen."
Bleibt die Frage, was Hobbysportler einwerfen, um ihre Bestzeit zu steigern. Sehr viele rennen oder radeln auf Schmerzmitteln. So hat 2009 eine Befragung unter den Teilnehmern des Marathons in Bonn ergeben, dass über die Hälfte der Läufer ihre Leidensfähigkeit mit den Medikamenten verbessern. Und das schon zur Prophylaxe, also bevor der Startschuss fällt. Bei diesen Mittelchen bleibt es aber nicht. So hat das ARD Rechercheteam herausgefunden, dass auch Anabolika und selbst das Blutdopingmittel Epo unter Breitensportlern viel weiter verbreitet ist, als bisher angenommen. Ein Phänomen, dass auch Veranstaltern aufgefallen ist, die für extreme Leistungssprünge der Teilnehmer nur eine Erklärung haben: Doping.