Dokumentarfilm"Ich widme mich den Menschen"
Die Dokumentarfilmerin Laurentia Genske hat für ihre Abschlussarbeit "Am Kölnberg" viel Aufmerksamkeit erhalten. Ihr geht es vor allem um die Menschen, die am Rand der Gesellschaft eine besondere Stärke zeigen.
Laurentia Genske studierte an der Kunsthochschule für Medien in Köln und hat mit ihrem Studienkollegen Robin Humboldt zusammen als Abschlussarbeit den Dokumentarfilm "Am Kölnberg" gedreht. Gemeinsam haben sie sich mitten in den sozialen Brennpunkt "Am Kölnberg", einer Hochhaussieldlung südwestlich von Köln, begeben.
"Ich widme mich hauptsächlich den Menschen, weil die machen den Film aus."
Bei ihren Filmen gibt meist ein bestimmtes Thema, ein Ort oder eine Situation, die sie begeistert, den Impuls. Der Kölnberg ist eine Siedlung, in der Menschen am Rand der Gesellschaft leben, gescheiterte Existenzen, Hartz-IV-Empfänger, Prostituierte, Drogenabhängige, Asylanten, Migranten und Roma-Familien.
Insgesamt leben dort 4000 Menschen aus 60 Nationen in 1300 Wohnungen. Um diesen Ort kennenzulernen, ein Gefühl für ihn und die Menschen zu bekommen, haben Laurentia und Robin erst längere Zeit bei der Tafel vor Ort gearbeitet. Aufgrund schwieriger Drehbedingungen im Winter mietete Robin sogar für drei Monate dort eine Wohnung an. Teilweise haben sie auch bei den Protagonisten übernachtet. Insgesamt haben die beiden Studenten über zwei Jahre die Menschen vor Ort begleitet.
"Diese Menschen haben etwas erlebt, und egal wie schlecht es ihnen geht, sind sie sehr stark und haben viel zu erzählen."
Laurentia war anfangs überrascht von der offenen und überwiegend positiven Stimmung und hatte eher das Gegenteil, eine eher deprimierende Atmosphäre erwartet. Sehr viel Leben würde sich draußen auf der Straße abspielen, wo sie auch viele spielenden Kinder angetroffen hätte.
In dieser Randgesellschaft hat sie ihre Protagonisten kennengelernt, von denen jeder auf seine eigene Art und Weise ein bewegtes Leben führt und einen ganz eigene und bizarre Persönlichkeit entwickelt hat: Karl-Heinz versucht seine Alkoholsucht zu überwinden, Martha lebt mit ihren drei Hunden und träumt davon nach Jamaika auszuwandern, Sabrina, eine drogenabhängige Prostituierte, die zwischen den Häusern anschaffen geht und von einem anderen Leben träumt, und eine 70-jährige Baronin, die zu ihrer Freundin Martha zieht und dort ein neues Leben beginnen will.
Menschen in die Innenstadt integrieren
Das Leben der Menschen dort liegt Laurentia auch nach Fertigstellung des Films am Herzen. Fatal empfindet sie deren Ausgegrenztheit. Am besten wäre, "einfach komplett den Kölnberg sprengen und die Menschen in der Innenstadt integrieren, das würde schon einiges helfen", denkt Laurentia. Die Menschen an den Stadtrand abschieben, ist der einfachere Weg: "Wer will den schon einen Junkie als Nachbarn", hält die Filmemacherin unserer Gesellschaft den Spiegel vor.
Der Film hat inzwischen verschiedene Preise erhalten, lief bei mehreren Festivals, ist in der Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis 2016 und wird auch im Februar 2016 bei Lola at Berlinale gezeigt.