Doku-Film über Landraub in Äthiopien"Das grüne Gold"
Sechs Jahre lang hat der schwedische Filmemacher Joakim Demmer über den Landraub in Äthiopien recherchiert. Der Film "Das grüne Gold" zeigt, wer am Ausverkauf des Landes verdient und was das für die Kleinbauern bedeutet.
Am Flughafen von Addis Abeba macht der Filmemacher Joakim Demmer vor einigen Jahren eine merkwürdige Beobachtung: Er sieht, wie ein Flugzeug Hilfslieferungen nach Äthiopien bringt. Und er sieht Lebensmittel, die als Export das Land verlassen. Warum, fragt er sich, sollte ein Land mit großen Hungerproblemen Lebensmittel exportieren?
Gemeinsam mit dem äthiopischen Umweltjournalisten Argaw Ashine macht sich Joakim auf eine Reise, die sechs Jahre lang dauern soll. Er will herausfinden, wie Landnahme, Hunger und internationale Devisen- und Investorengeschäfte zusammenhängen und hat dafür in Äthiopien, New York und Europa recherchiert.
Joakim besuchte unter anderem die Farm eines saudischen Investors, der für den ausländischen Markt Basmati-Reis anbaut. Nach Aussagen des Geschäftsführers werden alle Arbeiter gut versorgt. Das perfide daran ist, dass die Menschen das oft sogar selbst glauben, sagt Joakim. Tatsächlich arbeiten sie aber für sehr wenig Geld auf dem Land, das ihnen früher selbst gehörte. Kommt es doch zu Protesten, werden die niedergeschlagen - eine Kleinbäuerin erzählt in der Doku davon.
"Landraub betrifft fast alle Bevölkerungsgruppen in Äthiopien."
Von dem Landraub in Äthiopien profitieren ausländische Investoren und korrupte Regierungsbeamte, wie der Film zeigt. Entschädigt werden die Kleinbauern für ihr Land - das "grüne Gold" - nicht. Wer sich gegen die Vertreibung wehrt, wird misshandelt, verhaftet oder sogar getötet. Das alles geschieht mit Unterstützung der äthiopischen Regierung. Und auch die Weltbank, Europa und insbesondere Deutschland sind mit für diese Entwicklung verantwortlich, sagt Joakim.
"Warum unterstützen wir weiter diese äthiopische Regierung?"
Für seinen Dokumentarfilm hat Joakim ohne offizielle Drehgenehmigung gearbeitet. Das Material schaffte er heimlich außer Landes. Sein Kollege, der äthiopische Journalist Argaw Ashine, ist aus dem Land geflohen.
"Am Ende musste Argaw Ashine flüchten, weil ihn seine Quelle im äthiopischen Sicherheitsapparat vor bevorstehenden Verhaftungen von Journalisten gewarnt hatte."
Ausbeutung macht vor Nationalparks nicht Halt
Um an ausländische Devisen zu kommen, verkauft die äthiopische Regierung sogar Land, das zu einem Nationalpark gehört. Hunderttausende Hektar Wald wurden gerodet: "Den Gambela Nationalpark gibt es bald nicht mehr", sagt Joakim. Bedrohte Tierarten sind der Rodung schutzlos ausgeliefert.
Teilweise glauben die Beamten tatsächlich, dass die ausländischen Investoren die Versorgungskrise in Äthiopien beseitigen könnten, meint Joakim. Dabei hätten Studien gezeigt, dass die Kleinbauern durchaus die Krise bewältigen könnten, wenn man in sie und ihr Land investieren würde.