KunstDocumenta 15: Die Großausstellung als Problem
Kulturwissenschaftler Andreas Mertin blickt auf die Documenta 15 zurück und erklärt, an welcher Stelle und warum sie zum Skandal wurde.
"People's Justice" heißt ein dreiteiliges Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi. Vor Beginn der Ausstellung noch hochgelobt, ist darauf eine Figur dargestellt mit Judenhut und SS-Runen, Schläfenlocken und blutunterlaufenen Augen, ebenso ein Soldat mit Halstuch und Davidstern.
Terrorpropaganda getarnt als Kunstfilm
In der Folge – so der Kunstkurator und Kulturwissenschaftler Andreas Mertin – werden weitere hochproblematische Werke entdeckt. Für ihn unfassbar auf der 15. Documenta sind propagandistische Ausschnitte des pro-palästinensischen Kollektivs Subversive Film, die in der Gesamtschau zum Terrorkampf gegen Israel auffordern.
"Das Skandalöseste dieser Documenta ist tatsächlich die Terrorpropaganda, die wir dort finden."
Nach vielfältiger Kritik überschlagen sich die Ereignisse: Erst wird das Bild verhüllt und kurz darauf komplett entfernt. Am 16. Juli 2022 tritt Sabine Schormann, die Generaldirektorin der Documenta, zurück.
Einige Tage vorher hatte bereits Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank sein Amt als externer Experte niedergelegt, weil die Veranstalter nicht in der Lage gewesen seien, die Vorgänge um die eindeutig antisemitische Bildsprache ernsthaft aufzuarbeiten. Bundeskanzler Olaf Scholz boykottiert die Kunstschau, verbunden mit harscher Kritik äußerte er seine Abscheu.
Bildarbeit auf Grundschulniveau
Noch weitere mehr als bedenkenswerte Vorgänge kommen nach und nach ans Licht. Außerdem, so die Analyse von Andreas Mertin, sei von Künstlerinnen und Künstlern schlichtes Photoshop angewendet worden.
"Dass eine Weltkunstausstellung denkbar ist, die mit derart schlechter Kunsttechnik arbeitet, habe ich mir nicht denken können."
Andreas Mertin bewertet jenen Teil der ausgestellten Arbeiten als qualitativ niederschmetternd. Er sagt in unserem Podcast über die misslungene Documenta 15 wörtlich: "Wenn Sie sich anschauen, wie schlampig hier mit Photoshop gearbeitet wurde: Das würden wir einem Oberstufenschüler nicht durchgehen lassen!"
Kurator, Kulturwissenschaftler und Theologe Andreas Mertin hielt seinen Online-Vortrag am 14.9.2022 noch während der 15. Documenta. Sein Thema hieß: "Wenn Bilder töten - Zur Frage von Antisemitismus, Anti-Zionismus und Israelkritik auf der documenta fifteen".
Organisiert hatte die Veranstaltung das Dreierbündnis aus dem Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Kassel und dem Landesverband der Gesellschaften für Christlich-jüdische Zusammenarbeit in Hessen.
Hinweis: Über die braune Seite der Documenta hat die Sendereihe Hörsaal hier berichtet