Klimaschutz und GeldanlagenDivestment – kein Geld für Kohle

Divestment könnte schon beinah als neuer, zarter Trend auf dem Anlagenmarkt bezeichnet werden: Wenn Menschen ihre Aktien von Unternehmen, die etwas mit Kohle, Öl oder Gas zu tun haben, verkaufen und stattdessen in nachhaltige Aktien oder Fonds investieren. Divestment hat zweifellos einen moralischen Effekt - aber kann dieser Trend auch zu einer Wende führen?

Vielleicht seid ihr in der beneidenswerten Lage, Geld in Aktien oder Fonds anlegen zu können. Wer das kann, will in erster Linie, dass die Aktien Geld abwerfen. Aber immer mehr Anlegerinnen ist es nicht egal, wofür Unternehmen ihr Geld einsetzen. Ihnen ist stattdessen wichtiger, in Unternehmen zu investieren, die Wert auf Nachhaltigkeit, Umwelt- und Sozialstandards legen.

Divestment heißt die Entwicklung, wenn Anleger ihr Geld aus Unternehmen abziehen, die beispielsweise auf fossile Energieträger setzen, und stattdessen Aktien von Unternehmen kaufen, die Erneuerbare Energien nutzen, erklärt Dlf-Wirtschaftsredakteurin Sina Fröhndrich.

Blackrock kündigt Divestment an

Bemerkenswert ist, dass jetzt sogar der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock über Divestment spricht. Blackrock-Vize Philipp Hildebrand hat im Interview mit der ARD-Nachrichtensendung Tagesthemen angekündigt, dass Blackrock künftig in klimafreundliche Unternehmen investieren, beziehungsweise als Anteilseigner Unternehmen zu mehr Klimaschutz drängen will.

"Divestment bedeutet, dass man Aktien der Unternehmen verkauft, die mit Kohle ihr Geld verdienen, und das Geld nach nachhaltigen Kriterien neu anlegt."
Sina Fröhndrich, Dlf-Wirschaftsredaktion

Bei Divestment handelt es sich um einem kleinen Trend, sagt Sina Fröhndrich. Laut "Forum nachhaltige Geldanlage" sind im vergangenen Jahr schon 219 Milliarden Euro in nachhaltige Geldanlagen in Deutschland geflossen. Das klinge zwar zunächst nach viel, mache aber nur einen Marktanteil von 4,5 Prozent aus

Einzelne Städte oder Versicherungen investieren schon nachhaltig

Große Player, die für Divestment stehen, sind beispielsweise die Allianz oder der Norwegische Staatsfonds, aber auch Städte wie Bonn, Münster und Leipzig, sagt Sina Fröhndrich. "Initiativen fordern auch, dass der Bund da mitmacht – der verwaltet ja die Pensionen von Beamtinnen und Beamten."

Nachhaltige Geldanlagen haben moralischen Effekt

Dass Divestment eine Signalwirkung hat, ist unstrittig. Genauso hat es eine moralische Wirkung, weil es ein klares Bekenntnis dazu ist, keine Unternehmen zu fördern, die schlecht fürs Klima sind, so Sina Fröhndrich.

"Einen moralischen Effekt hat Divestment zweifellos, denn damit setzt man das Statement, dass es nicht ok ist, Geld damit zu verdienen, indem man das Weltklima zerstört."
Sina Fröhndrich, Dlf-Wirtschaftsredakteurin

Auf der anderen Seite stellt Sina Fröhndrich aber auch fest, dass derzeit unglaublich viel Geld auf dem Markt ist. Würden beispielsweise alle RWE-Kommunen ihre Anteile am Energieversorger verkaufen, würden ausländische Investoren kommen und diese aufkaufen.

Und noch ein anderer Aspekt kommt erschwerend hinzu: Derzeit gibt erst wenige hunderprozentig nachhaltige Anlageoptionen. Als nachhaltig gelten beispielsweise auch Autobauer, die auf eine möglichst niedrige CO2-Bilanz ihrer Pkws achten.