Disney-Film "Lightyear"Der lange Weg zu mehr Diversität in Blockbustern
Im neuen Disney-Film "Lightyear" küssen sich zwei Frauen. 14 islamische Länder verbieten deshalb die Ausstrahlung. Diversität hat es in Blockbustern immer noch schwer. Die Filmindustrie stellt das vor die Frage, wie sie trotzdem Diversität abbilden können – und wollen.
"Lightyear" ist ein Spin-Off des beliebten Disney-Films "Toy Story" - es geht um die Abenteuer der Figur Buzz Lightyear. In der neuen Version küssen sich zwei Frauen. In Ägypten, Saudi-Arabien und weiteren Ländern wurde der Film deshalb verboten.
Einbußen sind überschaubar
Geht ein Film in vielen Ländern nicht an den Start, steigen natürlich die Einbußen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Simone Schlosser. Allerdings kommt es darauf an, wie groß der Absatzmarkt in den entsprechenden Ländern ist. In diesem Fall waren es vor allem Länder im Nahen Osten, die weniger wichtig für das Kinogeschäft sind.
"Wenn ein Film in China nicht startet, macht das umsatzmäßig einen enormen Unterschied – denn China ist mit Abstand der größte Kinomarkt weltweit."
Allerdings könnte auch China unter den Ländern sein, die den Film nicht zeigen wollen. Disney hatte die Szene selbst zunächst rausgeschnitten. Vor allem die Mitarbeitenden der Animationsfirma Pixar haben protestiert und sich für mehr Diversität in den Filmen eingesetzt, erklärt unsere Reporterin. Zunächst hatte Disney abgelehnt – schließlich ist das Unternehmen der Forderung aber doch nach gekommen.
Diversität wird zum Streitpunkt
Kuss-Szene rein, wieder raus und wieder rein – das Hin und Her verdeutlicht, wie schwer Diversität es in der Filmbranche immer noch hat und wie sehr sie von ökonomischen Erwägungen abhängt.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, diesem Konflikt zu begegnen. Eine davon ist, die Charaktere so offen wie möglich anzulegen, wie etwa im Disney-Film "Luca" geschehen, erklärt Filmwissenschaftler Christian Stewen.
"Es gibt durchaus Konstellationen, in denen nicht eindeutig ist, ob es sich um queere Charaktere oder Beziehungen handelt – und doch sind sie so offen angelegt, dass sich das interpretieren ließe."
Die Figuren in dem Film lassen sich als homosexuell lesen – aber nicht direkt. Aber: In China beispielsweise ist der Film dennoch nicht gut angekommen.
Deshalb gehen viele Produktionsfirmen auch dazu über, zwei Fassungen eines Filmes zu produzieren – eine progressive und eine konservative, etwa für die chinesische Zulassungsbehörde.
"Es gibt die Möglichkeit zwei Versionen zu produzieren – was für viele wiederum ein Weg ist, mehr Profit aus einem Film zu schlagen."
Diese Vorhaben steht nicht immer nur unter dem Zeichen der Diversität. Denn schließlich lässt sich aus zwei Produkten auch mehr Profit schlagen, meint Medienwissenschaftlerin Véronique Sina. Waschechte Fans würden beispielsweise alle Versionen ihres Lieblingsfilms kaufen.
Streaming etwas diverser
Da Streaming-Dienste selbst hosten, ist es einfacher in den produzierten Serien Diversität abzubilden. Allerdings sind die Streaming-Dienste in immer mehr Ländern verfügbar und auf die verschiedenen Absatzmärkte angewiesen, so unsere Reporterin.
Netflix hat etwa auf Proteste der Regierung Saudi-Arabiens reagiert und eine Folge einer Comedy-Serie entfernt. Der Dienst hat übrigens seine Guideline bei internen Konflikten angepasst. Wer nicht zufrieden ist mit den Inhalten, die Netflix produziert, muss das Unternehmen eben verlassen.