Corona-PandemieAstra-Zeneca-Impfstopp: Vor allem Frauen von seltener Thrombose betroffen
Deutschland hat die Impfung mit dem Impfstoff des Herstellers Astra-Zeneca ausgesetzt. Der Grund ist eine ungewöhnliche Häufung einer speziellen Thrombose. Betroffen seien vor allem jüngere Menschen, sagt der Immunologe Carsten Watzl. Bei den aktuellen Fällen, die zum Impfstopp mit dem Mittel geführt haben, sind fast alle weiblich und jünger als 50 Jahre.
Das für die Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut hat die vorübergehende Aussetzung der Impfungen mit Astra-Zeneca empfohlen. Dieser Vorsichtsmaßnahme folgte die Bundesregierung.
Die Experten des Paul-Ehrlich-Instituts haben eine statistische Häufung einer speziellen Form einer sehr seltenen Thrombosen festgestellt. Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, erklärt, dass bei Impfstudien zwischen der Impfgruppe und der Placebo-Kontrollgruppe verglichen werde. Beim Corona-Impfstoff sei das nicht der Fall. Deswegen werde geschaut, wie häufig eine Erkrankung bei den Nicht-Geimpften in der Bevölkerung sei.
"Bei Impfstudien haben wir die Placebo-Gruppe und die Impfgruppe. Und da kann man die Fälle zwischen beiden Gruppen vergleichen. Diesen Luxus haben wir bei der Anwendung der Impfung jetzt aktuell nicht."
Gibt es einen Zusammenhang mit der Astra-Zeneca-Impfung?
Konkret geht es in der Dikussion um den Astra-Zeneca-Impfstoff um eine spezielle Form der seltenen Sinusvenenthrombose, einer Hirnvenenthrombose. Normalerweise würden drei bis fünf Fälle pro eine Million Personen im Jahr gezählt, sagt Carsten Walz. In den letzen rund eineinhalb Monaten wurden rund 1,6 Millionen Menschen mit Astra-Zeneca geimpft. In zeitlicher Nähe zu den Impfungen seien jetzt sieben Fälle der seltenen Thrombose aufgetreten. Das sei eine auffällige Häufung, die darauf hindeute, dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff geben könnte, sagt der Immunologe. Darauf habe das Paul-Ehrlich-Institut reagiert.
Thrombose in der Regel gut therapierbar
Bei der Sinusvenenthrombose verschließe sich eine Vene im Gehirn. Die Erkrankung betreffe vor allem jüngere Menschen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Die aktuell von der Thrombose sieben Betroffenen waren jünger als 50 Jahre, sechs davon Frauen. Ein schlimmer Verlauf könne zum Schlaganfall führen, sagt Carsten Watzl. In 90 Prozent der Fälle sei die Thrombose aber therapierbar und auch komplett wieder heilbar. Nur bei weniger als zehn Prozent der Fälle könne der Verlauf tödlich sein. Allerdings seien bei den jetzt aufgetretenen sieben Fällen drei tödlich verlaufen.
"Bei der Sinusvenenthrombose verschließt sich eine Vene im Gehirn. Das kann bis zum Schlaganfall führen. Man muss aber auch sagen in 90 Prozent der Fälle ist das sehr gut therapierbar und komplett heilbar ist."
Sollte festgestellt werden, dass die Thrombose durch die Impfung mit Astra-Zeneca ausgelöst worden ist, müsse im nächsten Schritt etwa geklärt werden, ob es nur bestimmte Personen mit Vorerkrankungen betreffe oder ob die Kombination mit bestimmten Medikamenten eine Ursache sein könnte. Möglicherweise komme man auch zu dem Ergebnis, dass eine Impfung mit Astra-Zeneca bei älteren Personen immer noch vorteilhaft sein könnte, sagt Carsten Walz. Das bleibe abzuwarten, die Europäische Arzneimittelbehörde werde da in Kürze eine Entscheidung treffen oder eine Empfehlung abgeben.
Großer Imageschaden und Skepsis garantiert
Sollte sich herausstellen, dass der Impfstoff unbedenklich sei, der Imageschaden für Astra-Zeneca und die Skepsis bleibe. Es werde sehr viel Überzeugungsarbeit brauchen. Das könne nur gelingen, wenn alle Fakten und Erkenntnisse vollständig offengelegt werden, so der Immunologe. Die Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts kann der Experte jedenfalls nachvollziehen. "Die mussten so reagieren", sagt Carsten Walz.