DiskriminierungLGBTQI*-Menschen leiden häufiger an psychischen Krankheiten
LGBTQI*-Menschen haben geringere Chancen auf ein gesundes Leben als die übrige Bevölkerung. So steht es in einer Studie der Universität Bielefeld und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Darin ist auch die Aufforderung formuliert, die Würde dieser Menschen noch stärker zu schützen.
Es sind hauptsächlich psychische Krankheiten, von denen LGBTQI*-Menschen laut der neuen Studie der Universität Bielefeld und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung überdurchschnittlich stark betroffen sind. Bei Krankheiten wie beispielsweise Schlaganfall, Gelenkerkrankungen oder Krebs gibt es keine Auffälligkeiten.
Nach dem aktuellen Stand der Forschung seien laut der Studienautorinnen und -autoren Anfeindungen und Ablehnung und damit chronischer Stress im Alltag Mit-Auslöser dieser Erkrankungen. Studienautorin Mirjam Fischer sagt beispielsweise, dass anhaltende Diskriminierung durch die Gesellschaft tiefgreifende psychische und körperliche Auswirkung haben könnte.
"Die Gesellschaft, in der wir leben, kann Menschen mit bestimmten sexuellen Orientierungen oder körperlichen Merkmalen buchstäblich krankmachen."
Trans-Menschen am stärksten betroffen
So treten beispielsweise Burnout und Depression bei LGBTQI*-Menschen fast drei Mal häufiger auf als bei der übrigen Bevölkerung. In einer Umfrage haben sogar ein Viertel aller LGBTQI*-Personen angegeben, dass sie schon einmal eine depressive Erkrankung hatten.
Heraus kam auch, dass sie sich doppelt so einsam fühlten und fast doppelt so häufig länger als sechs Wochen am Stück krankgeschrieben seien. Auch chronische Rückenschmerzen und Migräne tauche deutlich häufiger auf als in der restlichen Bevölkerung, fasst Deutschlandfunk-Nova-Reporter Klaus Jansen die Studienergebnisse zusammen.
"Mehr als ein Viertel der LGBTQI*-Menschen haben in einer Umfrage in Deutschland angegeben, schon mal eine depressive Erkrankung gehabt zu haben."
Überproportional betroffen von den Erkrankungen sind laut der Studie Trans-Menschen. Rund ein Drittel von ihnen fühlt sich einsam oder sozial isoliert. Sie leiden außerdem vier Mal häufiger an Angststörungen, häufiger an Schlafstörungen, Nervosität, allgemeiner Niedergeschlagenheit und Essstörungen. Da die Studie vor der Corona-Pandemie durchgeführt wurde, gehen die Forschenden davon aus, dass es jetzt noch schlimmer sein könnte.
Mehr Schutz, weniger Angst
Dass die Ehe für alle oder die Anerkennung des dritten Geschlechts eingeführt wurde, sei zwar gut und wichtig, aber offenbar nicht genug, sagen die Forschenden. Sie plädieren dafür, die Menschenwürde der LGBTQI*-Community zu stärken, indem man beispielsweise Anfeindungen und Diskriminierung stärker ins Strafgesetzbuch aufnehme.
In kleineren Gemeinden sollten zudem sichere Orte und queere Treffpunkte entstehen. Über allem stehe dabei immer, dass die Bevölkerung genug aufgeklärt werde, um so Vorurteilen und Diskriminierung entgegenzusteuern. Das könne schon in der Schule anfangen.