Disgusting Food MuseumDie Kotztüte als Eintrittskarte

Eröffnung in Berlin: Ekliges Essen lässt sich prima sammeln und ausstellen. Martin Völker erklärt, was in seinem Disgusting Food Museum zu sehen und zu probieren ist.

Jeder Mensch ekelt sich anders. Das liegt an Erfahrungen, Erinnerungen und auch an der kulturellen Prägung. Eine mit fermentierten Vögeln gefüllte Robbe ist in Grönland vielleicht eine Mahlzeit – in Berlin ist sie ein Museumsobjekt. Das Disgusting Food Museum zeigt ein Exemplar. Seit dem 28.05.2021 ist es geöffnet.

Eine kleine Auswahl der ausgestellten Speisen und Getränke gefällig? Habushu – japanischer Schlangenlikör, Mongolische Mary – Tomatensuppe mit Schafsauge, Mäusewein und Su Callu – Käse im Lammdarm.

Fermentierte Vögel im Robbenmantel

Zwar können Besuchende die Vögel im Robbenmantel nicht probieren, Museumsleiter Martin Völker hatte aber schon mal die Gelegenheit.

So beschreibt er die Entstehung dieses speziellen Gerichts mit dem Namen Kiviak: "Tiere dieser einen spezielle Vogelart, die werde in einen Robbenkörper eingenäht. Dann wird dieser Robbenkörper bearbeitet, das fermentiert die Vogelkörper darin und nach einer längeren Zeit des Durchziehens und Fermentierens kann man das dann essen."

Organisierter Ekel: ein Blick in die Ausstellung des Disgusting Food Museums in Berlin

Nach Gorgonzola schmecke diese spezielle Art der Roulade. Die ganze Übung, der Ekel, hat für Martin Völker tatsächlich einen Sinn: die eigene Geschmackswelt erweitern.

"Der Ekel besteht eigentlich darin, dass unsere Geschmackswelt sehr klein ist. Wir wollen dafür sorgen, dass die eigene Geschmackswelt größer werden kann."
Martin Völker, leitet das Disgusting Food Museum in Berlin

Sicherheitshalber bekommen Besuchende des Museums keine Eintrittskarte, sondern eine Eintrittstüte. "Das ist eine Kotztüte, die kann man benutzen, die muss man aber letzten Endes nicht benutzen ", sagt der Museumsdirektor.

Kontrollverlust als Erlebnis

Die Tüte verkörpert für ihn eine Art selbstgewählten potentiellen Kontrollverlust. Die Kontrolle behalten zu wollen, sei heute eine gesellschaftliche Norm.

"Wenn Sie etwas Schlimmes riechen oder schmecken, dann zieht die eigene Kontrolle nicht mehr, sondern der Würgereiz kommt, der Brechreiz kommt auch."
Martin Völker, leitet das Disgusting Food Museum in Berlin