Dirndl, Fußball, CSUWarum Bayern so polarisiert
Bayern verbinden die meisten Menschen mit: Oktoberfest, CSU, Bayern München und Weißwurst. 97 Prozent der bayerischen Bevölkerung lebt gerne in Bayern. Im Rest von Deutschland gibt es hingegen oft kritische Meinungen zu Bayern. Wir sprechen mit Komiker El Hotzo, Quentin Lichtblau und dem Historiker Jens Jäger über Bayern und warum es bei manchen Deutschen eher unbeliebt zu sein scheint.
Im Januar 1806 wurde Bayern von Napoleon zum Königreich erhoben. Diese Zeit markiert laut Historiker Jens Jäger von der Uni Köln den Beginn des modernen Bayerns, wie wir es kennen. Laut einer Befragung über die eigene Heimat leben rund 97 Prozent der Einwohner gerne in Bayern.
Ist Bayern bei anderen unbeliebt?
In anderen Teilen Deutschlands scheint Bayern dagegen eher primär mit landschaftlicher Schönheit zu glänzen. Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Yougov. Während die bayerische Landschaft bei der Bevölkerung anderer Bundesländer am höchsten bewertet wird, steht die Sympathie der bayerischen Bevölkerung an letzter Stelle.
Ist Bayern bei den Bewohner*innen anderer Bundesländern tatsächlich so unbeliebt? Und wenn ja – warum?
These 1: Wenig Selbstironie und zu viel Selbstbewusstsein
Komiker El Hotzo sagt, dass er als Bayer, der nicht mehr in seiner Heimat lebt, schon das Gefühl hat, dass die Bewohner*innen anderer Bundesländer mehr Selbstironie haben. Daher eignet sich Bayern für ihn auch besonders gut dazu, um Witze darüber zu machen. Da sich Bayern häufig selbst sehr ernst nehmen, sagt er, und ihr Selbstbewusstsein sehr stark nach außen tragen.
"Es kommt mir vor, als hätten die Bewohner anderer Bundesländer mehr Selbstironie als die Bayern."
Jens Jäger erklärt, dass das Bild der Bayern in anderen Bundesländern auch durch die Medien verstärkt wird. Der Nationalstolz der Bayern selbst wurde aber seiner Meinung nach erst stärker befeuert, nachdem das Königreich Bayern 1871 ins Kaiserreich eingegliedert wurde. Die Bayern wollten sich von den anderen Ländern in Deutschland abgrenzen.
These 2: Die Bewohner*innen anderer Bundesländer sind neidisch auf Bayern
Autor Quentin Lichtblau wohnt in München und hat davor eine Zeit lang in Berlin gewohnt. Er berichtet, dass er mit einer Mischung aus Mitleid und offener Aggression angeschaut wird, wenn er sagt, dass er Bayer ist.
El Hotzo erklärt, dass es in Bayern ja wirtschaftlich meistens ganz gut läuft – genau das könne auch zu Neid führen. Die politischen Alleingänge Bayerns, die es manchmal gebe, sowie die Exzentrik bayerischer Politiker*innen seien aber auch ein willkommenes Angriffsziel für Belustigung, sagt er.
"Ich wäre mir da gar nicht so sicher, ob es mehr Lokalpatriotismus ist – es fällt nur mehr auf, weil es mehr durch die Medien getrieben wird."
Die bayerische Politik verkaufe das eigene Bundesland nicht immer sonderlich gut, sagt Jens Jäger. Sie setze eher auf den bayerischen Stolz und instrumentalisiere diesen für ihre Vorteile. Das könne mitunter bei Leuten aus anderen Bundesländern gar nicht gut ankommen.
These 3: Bayern ist wirklich besser als die anderen Bundesländer
Quentin Lichtblau ist nach seiner Zeit in Berlin davon überzeugt, dass die Mieten und die Spießigkeit im Stadtteil Prenzlauer Berg den Mieten und der Spießigkeit in München in nichts mehr nachstehen. Er favorisiert es aber, auf der Isar dahinzugleiten – und inzwischen findet er sogar das Oktoberfest ganz in Ordnung.
"Wenn man erwähnt, dass man aus München kommt, wird man angeschaut mit einer Mischung aus Mitleid und offener Aggression."
Was Bayern richtig macht: Sehr unterschiedliche Kulturen leben innerhalb eines Bundeslandes friedlich zusammen, sagt Jens Jäger – zum Beispiel evangelische Nürnberger und katholische Münchner.
Das Bild Deutschlands im Ausland werde stark von Bayern geprägt, findet El Hotzo. Ausländer*innen würden bei Deutschland häufig an Lederhosen und Brezeln denken. Aber auch, wenn er selbst München als zu sauber empfindet, freut er sich immer, wenn er seine Heimat Erlangen besucht. Dort gibt es besonders grüne Wiesen und die Berge, die ihn glücklich machen, sagt er.