Menschen vor der TürWarum wir Besuch lieben oder hassen
Es klingelt an der Tür: Leute, die sie kennt, können bei Rojin jederzeit in die Bude kommen. Nur mit Ankündigung? Nein, danke! Für Jennifer hingegen ist Besuch immer eine kleine Herausforderung. Eine Ankündigung? Ja, bitte!
Schnell das Chaos in irgendwelche leere Ecken stopfen, Wasserflasche und Gebäck auf den Tisch und Tee aufsetzen... Rojin reagiert schnell auf Besuch, auch wenn er unangekündigt ist. Sie ist grundsätzlich nicht gerne allein und hat ein bisschen die kurdische Tradition der Gastfreundschaft von ihrem Vater mitbekommen. Rojin kommt aus der Nähe von Düsseldorf.
"Bei uns heißt es eigentlich: Tür ist auf, muss auf sein. Und wenn nicht, ist das unverschämt."
Aus ihrer Kindheit erinnert sie sich, dass zufälliger Besuch an vier bis fünf Tagen wöchentlich normal war. Zu besonderen Ereignissen sowieso: Geburten und Todesfälle zum Beispiel. "Jeder ist da", sagt sie. Ihre Tanten sind auch schon mal unangekündigt für zweieinhalb Wochen zu Besuch gewesen.
Ihr Mutter ist ein bisschen anders, sagt Rojin, findet aber auch: "So ein bisschen angesteckt haben wir die auf jeden Fall." Rojin selbst organisiert sich ihre Privatsphäre schon, auch wenn Besuch da ist. "Ich bin totdirekt", sagt sie.
"Wenn man damit aufgewachsen ist, ist es nie zu viel für einen. Ich kann eigentlich chillen, wann ich will."
Ist sie die Besucherin, klärt sie gerne vorher ab, ob sie vorbeikommen kann. Zur ihrer besten Freundin kann sie aber jederzeit, sagt Rojin.
Vorbereitung ist alles
Ein Blick in den Kalender und Aufräumen: Für Jennifer gehört beides dazu, wenn sie Besuch bekommt. Ihre Wohnung ist ein bisschen ihr Reich, wie sie sagt. Sie unterbricht ihre täglichen Routinen nur ungern völlig spontan und bezeichnet sich als introvertiert und allgemein als nicht gerade den allersozialsten Menschen.
"Man muss Wege finden. Einfach miteinander reden", sagt sie über persönliche Treffen. Spontaner ist sie zu Verabredungen draußen bereit, zum Spazieren beispielsweise.
"Grundsätzlich freue ich mich über Besuch. Wenn Besuch stattfindet, ist das eine positive Sache. Es ist aber auch immer mit ein bisschen Stress verbunden."
Diese Kontaktgewohnheiten haben bei ihr Tradition: Schon im Alter von zehn oder elf Jahren hat sie ihre unartigen Cousins aus dem Kinderzimmer geworfen. Sie haben mit Spielzeug geworfen. Später dann haben mal drei Kumpels vor der Tür gestanden und geklingelt.
Ankündigung muss sein
Jennifers Reaktion? Sie hat zwar aufgemacht, aber erst nachdem sie fix in ein paar Minuten aufgeräumt hatte. Heute weiß ihr soziales Umfeld Bescheid. Alle würden zumindest eine Nachricht vorwegschicken und abklären, ob Jennifer besucht werden möchte, nimmt sie an.
"Ich kenne einfach niemanden mehr, der total spontan vor der Tür stehen würde."