Blockchain und CoWoher kommt mein Essen? Antworten durch mehr Digitalisierung
Wollen wir uns möglichst nachhaltig ernähren, müssen wir wissen, woher unsere Lebensmittel kommen. Die Blockchain-Technologie kann dabei für mehr Transparenz sorgen. Mehr Digitalisierung rund ums Essen habe noch mehr Vorteile, findet der Futurologe Max Thinius.
Der heutige (30. November 2020) Digitalgipfel der Bundesregierung hat das Thema "Digital nachhaltiger leben" zum Schwerpunkt. Dabei geht es auch um Digitalisierung und nachhaltige Ernährung.
Wie das zusammenpassen kann, dazu fallen dem Autor und Futurologen Max Thinius gleich mehrere Möglichkeiten ein. Ganz zentral für ihn ist aber, dass Verbraucher und Verbraucherinnen durch Digitalisierung Transparenz über die Herkunft ihrer Lebensmittel zurückgewinnen können.
"Wir bekommen durch Digitalisierung das zurück, was uns durch Industrialisierung weitgehend genommen wurde. Nämlich: die Transparenz."
Im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft sei die Transparenz über die Herkunft unseres Essens verloren gegangen. Aber zum Beispiel mithilfe der Blockchain-Technologie lasse sich – wieder – nachvollziehen, woher die Karotte oder der Apfel kommt. Mit dieser vergleichsweise neuen Technologie werden Datensätze, also Blocks, dezentral und fälschungssicher übermittelt.
Wenn wir wieder wissen, woher die Lebensmittel kommen, könne das zu mehr Sensibilität führen, so der Autor: "Denn das Schlimmste ist doch, dass man gar nicht merkt, was man isst." Wenn wir nicht wissen, woher eben unser Gemüse oder Obst stammt, dann gehe die Verbindung zum Essen verloren. "Man bekommt von der Natur nichts zurückgespielt."
Digitalisierung: Mehr Infos über die Herkunft von Essen
Wenn uns aber zum Beispiel eine App dank Blockchain-Technologie sagt, woher unser Essen genau kommt, dann würden wir unseren Konsum anpassen, glaubt Max Thinius. Denn über die App wüssten wir, wie nachhaltig Karotte und Co wirklich sind.
"Wenn ich sehr genau weiß, was ich esse, dann kann ich meine nachhaltigen Handlungen selber bestimmen."
Mehr Digitalisierung soll nicht allein für mehr Transparenz sorgen, sondern auch für mehr Regionalität und gesündere Lebensmittel. In Kopenhagen zum Beispiel würden recht zentral auf einer Fläche Lebensmittel angebaut. Die sollen binnen 12 Stunden, maximal 24 Stunden, vom Feld auf dem Teller landen. "Da sind dann bis zu 90 Prozent mehr Nährwerte drin als wenn die Lebensmittel bis zu drei Wochen durch die Gegend geschippert werden und verschiedene Supermarktlager erlebt haben", sagt Max Thinius.
Frischer, regionaler und passend für den Bedarf
In Kopenhagen geht das Projekt aber noch weiter: Per Algorithmus wird errechnet, was die Bewohner und Bewohnerinnen rund um die Anbaufläche in den nächsten Wochen oder Monaten wohl essen werden. Dementsprechend wird dann beispielsweise mehr oder weniger Feldsalat oder doch lieber reichlich Zucchini gepflanzt. Der Algorithmus orientiert sich unter anderem am Wetter. Mit dem passenden Angebot soll auch Lebensmittelverschwendung vermieden werden.
"Es wird zwei bis drei Jahre dauern, bis der Umschwung kommt. Wir rechnen bis Mitte 2020 damit."
Dass mehr Digitalisierung den Anbau von Gemüse mitbestimmt, ist keine totale Zukunftsvision, so Max Thinius: "Das mit den Blockchains, das braucht noch ungefähr so zwei bis vier Jahre bis sich das in mittleren Betrieben durchsetzt." Die kleineren bräuchten länger, und die großen Firmen setzten bislang auf andere Technologien. Dennoch: Mehr Digitalisierung sei sehr real.