Kommunikation per SmartphoneDigitale Auszeiten: Warum wir beim Chatten geduldig sein sollten
Wenn Freunde auf Nachrichten nicht sofort reagieren, werden wir schon mal nervös. Warum das nicht gut ist, und wie wir beim Chatten gelassener werden.
Manche Freund*innen reagieren auf jedes Signal aus dem Handy. Wenn man ihnen eine Nachricht sendet, kann man sicher sein, dass postwendend die Antwort kommt. Es gibt auch Kontakte, bei denen man sich freuen muss, wenn die Nachricht nach zwei Tagen überhaupt gelesen wurde. Als jemand, der auf eine Reaktion wartet, wird man vielleicht auch irgendwann nervös, weil man sich Sorgen um den Freund oder die Freundin macht.
Dass dieses Problem im Prinzip jeden Menschen betrifft, ist in so einer Situation nur ein schwacher Trost, meint Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs. Sie erinnert an Angela Merkels Bonmot von 2013: "Das Internet ist für uns alle Neuland." In gewisser Weise gilt das noch immer.
Menschen schaffen Dinge, die sie noch nicht bedienen Können
Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie, sagt: "Wir haben Dinge mit unserem Gehirn geschaffen, die uns überfordern. Wir sind noch nicht auf dem Stand, in dem wir diese Dinge hundertprozentig bedienen."
Demnach hat der Mensch nur ein bestimmtes Budget an Konzentration zur Verfügung. Damit sollten wir gut haushalten, meint Reporterin Grit Eggerichs.
"Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass die Konzentration irgendwann aufgebraucht ist. Wir werden dann müde und die Konzentration ist dann weg. Ganz anders ist es, wenn wir fit sind."
Medienpsychologin Urner erklärt, dass sich Menschen in der Kommunikation oft selbst überfordern, wenn sie zu viele Geräte gleichzeitig verwenden.
Alles ausschalten ist keine Lösung
Dass man sich deswegen komplett aus der digitalen Welt verabschiedet, ist jedoch keine gute Strategie. Vielmehr sollte man die Online-Zeit über den Tag dosieren.
Unsere Reporterin meint, dass es keine Norm gibt, wie man mit dem Handy richtig umgeht. "Die einen sind eben ständig erreichbar, andere nicht". Der Social-Media-Forscher Jeff Hancock aus Stanford sagt, dass für den richtigen Umgang mit Smartphones die Regeln fehlen.
Weil eben jeder Mensch anders damit umgeht, kann es schon mal zu einer emotionalen Achterbahnfahrt kommen, wenn man eine Nachricht erwartet, sagt Grit. Ein weiteres Problem in der digitalen Kommunikation ist laut Medienforscherin Urner, dass keine natürliche Gesprächssituation entstehen kann wie im persönlichen Dialog.
"Man kommt gar nicht in den Modus von aktivem Zuhören und Austauschen, stattdessen springe ich von Nachricht zu Nachricht mit der Erwartung, sofort eine Antwort zu erhalten." Urner appelliert daher, wieder mehr miteinander zu telefonieren, weil es eine bessere Art zu kommunizieren ist.