Dienstwagen-Check der Deutschen UmwelthilfeFür Deutschlands Spitzenpolitiker sind mehr Diesel- als Elektro-Autos unterwegs

Umweltfreundlichkeit wird bei den Dienstwagen unserer führenden Politikerinnen und Politiker nicht gerade groß geschrieben, sagt die Deutsche Umwelthilfe: Fast die Hälfte aller Wagen sind Dieselautos. Besonders kritisiert werden klimaschädliche Plug-In-Hybride.

Der erste Platz geht gleich zwei Mal nach Berlin - einmal für das Auto mit dem kleinsten, einmal für das Auto mit dem höchsten CO2-Ausstoß, wie unsere Reporterin Rahel Klein berichtet:

Berlins Umweltsenatorin Regine Günther ist laut Deutscher Umwelthilfe die Politikerin mit dem umweltfreundlichsten Wagen, einem Tesla Modell 3. Dagegen fährt der Regierende Bürgermeister Michael Müller mit einem Mercedes-Benz S-Guard 600, der pro gefahrenem Kilometer 408 Gramm CO2 ausstößt - mehr als jeder andere Dienstwagen im Check.

"Die Kritik der Deutschen Umwelthilfe ist sehr groß, weil sie sagen: Politikerinnen und Politiker sollten mit gutem Beispiel vorangehen."
Rahel Klein, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Insgesamt hat die Deutsche Umwelthilfe 240 Spitzenpolitikerinnen und -politiker auf Bundes- und Landesebene befragt, ausgewertet wurden insgesamt 235 Wagen.
47 Prozent davon haben einen Dieselantrieb, 43 Prozent einen Plug-In-Hybridantrieb, 3 Prozent einen Benzin-Motor. Nur 6 Prozent der Wagen sind batterieelektrisch.

"An Plug-In-Hybriden gibt es immer mehr Kritik, weil Studien zeigen, dass die längst nicht so umweltfreundlich sind, wie sie scheinen und dass sie in der Realität vor allem kraftstoffbetrieben genutzt werden."
Rahel Klein, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Plug-In-Hybride sind laut Deutscher Umwelthilfe in Wirklichkeit echte Spritschlucker, "die nur auf dem Papier klimafreundlich aussehen", wie die Organisation in ihrer Pressemitteilung schreibt. Messungen zeigten, dass diese Fahrzeuge im reellen Fahrbetrieb sehr hohe CO2-Emissionen verursachen.

Elektroautos werden kaum genutzt

Warum Elektro-Autos nicht öfter genutzt werden, darüber kann man nur spekulieren: Zum einen könnte es an den Leasing-Verträgen liegen, die man nicht einfach auflösen könne, meint Rahel Klein. Zum anderen könnte die schlechte Infrastuktur an Ladestationen eine Rolle spielen. Und: "Zumindest manche Autos haben sehr strenge Sicherheitsvorgaben, müssen gepanzert und relativ groß sein - auch das lässt sich nicht mit jedem Auto umsetzen."

EU-weiter Flottengrenzwert wird nicht eingehalten

Der EU-weite Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2-Ausstoß pro gefahrenem Kilometer werde insgesamt nur von sieben Fahrzeugen eingehalten, erklärte die Deutsche Umwelthilfe. Ihren Berechnungen zugrunde liegen verschiedene Studien, zur Ermittlung des CO2-Ausstoßes bei Elektobetrieb wird der Strommix 2019 in Deutschland berücksichtigt.

"Im Schnitt stoßen die Dienstwagen der untersuchten Politikerinnen und Politiker real 227 Gramm CO2 pro Kilometer aus, sagt die Deutsche Umwelthilfe."
Rahel Klein, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Ein großer Kritikpunkt beim jährlichen Dienstwagencheck der Deutschen Umwelthilfe ist, dass ihm nur Studien zugrunde liegen und nicht der reelle Verbrauch gemessen wird. "Das geht ja auch gar nicht, dafür müsste man jede Fahrt eines Politikers untersuchen", sagt Rahel Klein. Heißt also: Die Angaben im Dienstwagen-Check sind Durchschnittswerte.

Reeller Ausstoß kann von Schätzwerten abweichen

Und so erklärte das Ministerium von Umweltministerin Svenja Schulze unserer Reporterin auf Anfrage, dass Schulzes Dienstwagen, ein BMW 745e iPerfomance, in Berlin übermäßig batteriebetrieben genutzt werde. Für längere Dienstreisen würde die Ministerin wenn möglich die Bahn nutzen. Wie viel CO2 ihr Plug-In-Hybrid pro gefahrenem Kilometer also tatsächlich ausstößt, weiß auch die Deutsche Umwelthilfe nicht genau.