"Die Urbane"HipHop-Partei will in den Bundestag
HipHop und Gesellschaftskritik gehören seit jeher zusammen. In Berlin hat sich jetzt eine neue Partei gegründet: "Die Urbane". Eine HipHop-Partei. Und es geht um mehr als nur die Legalisierung von Gras.
Fabian Blume ist ein gutes Beispiel dafür, sich nicht zu sehr an Äußerlichkeiten aufzuhängen. Fabian erfüllt rein optisch das Klischee eines Rappers: rotes Basecap, dazu rote Steppweste und rote Turnschuhe, plus Goldkette mit dickem Greifvogel-Anhänger um den Hals. Aber er spricht wie ein Politikstudent – und ist Generalsekretär einer neuen Partei: "Die Urbane", kurz Du. Eine HipHop-Partei.
"HipHop ist eine Kultur, die es immer wieder geschafft hat, aus Nichts etwas zu schaffen oder gewaltfreie Konfliktlösungen hervorzubringen. Warum das Ganze nicht mal auf eine gesellschaftlich relevante Ebene transferieren?"
"Die Urbane" will keine Protestpartei sein. Auf der Internetseite der HipHop-Partei findet sich ein 31-Seiten langes Parteiprogramm, das weder ironisch noch witzig klingt - auch wenn Rap-Texte zitiert werden. Die Urbane will mehr Kitaplätze, die Ehe für alle, kostenlosen Personennahverkehr und setzt sich für Lernen im eigenen Tempo ein.
Unter dem Punkt #Europa heißt es im Programm: "Wir stehen für ein soziales, solidarisch verbundenes Europa im globalen Kontext einer friedvollen und harmonischen Gesellschaft unabhängig von Kulturen oder Nationen." Was die Asylpolitik angeht, fordert die Partei mehr Möglichkeiten der legalen Migration nach Deutschland.
HipHop: Mehr als nur Rap
Fabian und seine bisher rund 100 Parteikollegen verstehen sich als Kosmopoliten, sie sind viel herumgereist, haben viel gesehen und mit den unterschiedlichsten Menschen zusammengearbeitet. Sie alle verbindet ihre aktive Teilhabe an der HipHop-Kultur, einer urbanen und globalen Bewegung. "Aus der HipHop-Kultur übernehmen wir: Teilhabe von allen Perspektiven", sagt Fabian. "Wir möchten gern jede Perspektive beleuchten, weil es das ist, was HipHop ausmacht."
"Die anderen Parteien möchten immer ganz gern eine Gesellschaft bilden und über eine Gesellschaft schreiben, die wir eigentlich längst sind."
Vor allem außerhalb Berlins dürfte es allerdings noch viele Skeptiker geben. "Ich schätze mal, für 90 Prozent der Leute ist HipHop nur Rapmusik", sagt Fabian. "Aber wenn man sich Rapmusik heutzutage mal anguckt, dann denkt man sich: Warum sollte ich eine Partei wählen, die so was tut?"
Die Mitglieder von "Die Urbane" sind allerdings nicht irgendwelche Gangsterrapper – aber eben auch keine typischen Politiker, das betonen sie in ihrem Parteiprogramm. Sie sind Choreografen, Breakdancer, Musiker, Menschen aus der Stadt und vom Land, Studierte und nicht Studierte.
Ganz am Ende des Parteiprogramms kommt dann noch der Punkt, den man bei einer HipHop-Partei ganz am Anfang vermutet hätte: die Legalisierung von Cannabis. "Völlig unabhängig von HipHop sind wir einfach grundsätzlich gegen die Kriminalisierung von Konsum und Drogen", sagt Fabian.