Die Straßburger EideZwei gegen Einen
Kaiser Ludwig der Fromme stirbt im Jahr 840. Seine Söhne Karl und Ludwig, sind nicht zufrieden mit der Aufteilung des Kaiserreichs. Sie verbünden sich gegen ihren Bruder Lothar und leiten damit die Entstehung von Frankreich und Deutschland ein.
Für die Menschen in Straßburg dürfte der 14. Februar 842 ein merkwürdiger Tag gewesen sein: Von zwei Seiten näherten sich schwer bewaffnete Heere der Stadt: Von Osten kamen die Soldaten Ludwigs - genannt "der Deutsche" - und von Westen die Soldaten Karls - genannt "der Kahle". Karl und Ludwig waren Enkel Karls des Großen und lagen mit ihrem Bruder Lothar im Streit um das Erbe ihres berühmten Großvaters.
Im Februar 842 schworen sich Ludwig und Karl Treue und legten einen Eid ab, niemals gegeneinander zu kämpfen oder gemeinsame Sache mit ihrem Bruder Lothar zu machen.
"843, also ein Jahr später, gibt es die Reichsteilung zwischen denselben Beteiligten: Lothar hat natürlich nicht klein beigegeben. Und danach haben wir die offizielle Teilung des fränkischen Großreiches in drei Teile."
Diese Straßburger Eide waren ein Mosaiksteinchen auf dem Weg zur Aufteilung des alten Karlsreiches: Das fränkische Reich teilte sich, nachdem mehrere Aufteilungsverträge vorangegangen waren, 880 mit dem Vertrag von Ribemont in das ostfränkische und das westfränkische Reich auf.
Aus dem westfränkischen ging später Frankreich und aus dem ostfränkischen Deutschland hervor. Das war 842 in Straßburg schon erkennbar, denn die angetretenen Soldaten von Ludwig und Karl verstanden sich nicht mehr: Die einen sprachen ein aus dem lateinischen abgeleitetes Altfranzösisch, die anderen eine frühe Form des Althochdeutschen, weshalb die Eidesformel in beiden Sprachen abgelegt wurde.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Manfred Kintzinger, Professor für französische Geschichte im Mittelalter, über Inhalt und Bedeutung der Straßburger Eide.
- Karl Ubl, Professor für Mittelalterliche Geschichte, erläutert, welche Auswirkungen die Straßburger Eide auf die Geschichte der Karolinger hatten.
- Ulrich Pfeil, Professor für Deutschlandstudien in Frankreich, über das deutsch-französische Verhältnis und die Bedeutung für die Europäische Union.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld über das historische Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich.